Sein bisher bestes Werk

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Nachdem ich „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“ und „Der Tod und das dunkle Meer“ von Turton verschlungen habe, war ich gespannt darauf, wie der Autor aus Hertfordshire sein Talent, fesselnde Charaktere und aufregende Wendungen zu erschaffen, auf eine Science-Fiction-Dystopie anwenden würde. Das Ergebnis ist ein unvergesslicher Krimalroman, der mich von der ersten Seite an gepackt und nicht mehr losgelassen hat.

„Der letzte Mord am Ende der Welt“ spielt in einer postapokalyptischen Zukunft auf einer winzigen griechischen Insel, auf der ein giftiger Nebel für die Auslöschung der Menschheit gesorgt hat. Es gibt nur noch wenige Überlebende, die jedoch unter sehr strengen Regeln leben müssen. So werden sie von einer in ihr Bewusstsein eingebetteten KI-Stimme überwacht und gesteuert. Als einer der drei Wissenschaftler ermordet aufgefunden wird, ist es die wichtige Aufgabe der Überlebenden, das Verbrechen aufzuklären, bevor ihre Schutzsysteme völlig versagen und der Nebel sie alle töten wird. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt und damit ein Kampf ums Überleben.

Turton hat hier eine Mischung aus Wissenschaft, Technologie und Kriminalroman erschaffen. Eine Geschichte, die aufgrund ihrer vielen Wendungen ein Labyrinth voller Geheimnisse ist. Menschen sind hier überflüssig – mit Ausnahme einer Insel mit 122 Dorfbewohnern und drei Wissenschaftlern. Die Tatsache, dass ebenjene Überlebende nur einen bestimmten Zeitraum für die Aufklärung des Mordes zur Verfügung haben, heizt die Stimmung enorm an. Ich habe selbst den gewaltigen Druck, der auf den Protagonisten lastet, spüren können und mit ihnen mitgefiebert. Fest steht: Wenn es ihnen nicht gelingt, die Identität des Mörders aufzudecken, werden sie alle sterben. Allein dieser Gedanke treibt mir eine Gänsehaut über den ganzen Körper.

Die Protagonistin Emory ist jemand, mit dem man gut klarkommt. Sie ist unabhängig, selbstbewusst und eine Außenseiterin in ihrer Welt. Sie ist aber auch sehr nahbar und wird für den Leser dadurch greifbar. Ich konnte mich gut in sie hineinversetzen, wenngleich ich nicht mit ihr tauschen wollte. Irgendwie ist sie das schlagende Herz dieses Romans. Ich habe mit ihr gelacht, mit ihr geweint und schockiert nach Luft geschnappt, als es zu dramatischen Ereignissen kam. Bis zuletzt habe ich nie ganz erraten, wer der Mörder war, da Turton mich dazu gebracht hat, meine eigenen Verdächtigen zu hinterfragen – sie ist schuldig, nein, er ist es, nein, doch sie … uffz! In diese Geschichte sind Fragen eingebettet, wie zum Beispiel ob Mord jemals gerechtfertigt ist. Zudem geht es um künstliche Intelligenz, Klimawandel, Isolation, Zukunft, Loyalität und so weiter. Man bekommt hier eine Menge Stoff geboten, den man auch erst einmal verarbeiten muss.

Turtons Weltenbau und Charakterisierung in diesem Roman sind beispiellos. Allein das Plotten solcher komplexen Handlungen muss enorme geistige Fähigkeiten erfordert haben. Sein Schreibstil ist dabei so filmisch und lebendig, dass jeder einzelne Winkel der Insel leicht vorstellbar ist – so sehr, dass sich die Insel selbst manchmal wie ein eigener Charakter anfühlt. Insbesondere die (zugegeben recht komplizierten) Rätsel sorgen immer wieder für frischen Wind und machen die Geschichte von Anfang bis Ende extrem unterhaltsam.

Fazit: Ein raffinierter Krimi, der mit einem coolen postapokalyptischen Setting daherkommt und aufgrund der Vielzahl an anspruchsvollen Themen oft zum Nachdenken anregt. Aufregend, knifflig und durchweg spannend. Sein bisher bestes Werk.