Ein Roman wie eine gelungene Komposition!

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queenhedy Avatar

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Robert Seethaler begleitet Gustav Mahler auf seiner letzten Schifffahrt von New York nach Europa. Dabei blickt der schon sehr schwache Mahler zurück auf sein ereignisreiches Leben voll Erfolg, Liebe, Enttäuschungen und Schmerzen.

Gustav Mahler wird in diesem kurzen Roman von verschiedensten Seiten beleuchtet. Der Leser lernt ihn kennen als melancholischen Menschen, der seit seiner Kindheit schon wusste, dass ihm ein Leben voll Krankheit und Schmerzen bevorsteht, der nun, mit gerade einmal 50 Jahren, dem Ende seines Lebens entgegenblickt. Andererseits erfährt der Leser auch von der launischen Seite, des jungen Komponisten, der nicht still sitzen kann und sein Abbild nicht in einer Büste verewigt sehen möchte. Und neben diesen Seiten, darf auch der verzweifelte Liebhaber, der liebende Vater und der strenge Direktor, der das Beste aus seinem Ensemble herausholen möchte, nicht fehlen.

All diese Facetten des Leben Mahlers präsentiert Seethaler sprachlich ähnlich einer Komposition. Seine Worte klingen wie Musik und fließen angenehm und leicht beim Lesen, wie von eine angenehme Symphonie von einem meisterhaften Orchester. Wieder einmal zeigt sich, dass Seethaler ein Meister des biographischen Erzählens ist, dessen Wortgewandheit im deutschen Sprachraum kaum ein anderer Autor gleich kommt.

Der Roman gibt zwar nicht viele Fakten über Mahler und sein Leben wieder, jedoch lernt der Leser viel über die Gedanken und Gefühle Mahlers. Der Roman porträtiert nicht nur einen Komponisten, sondern auch dessen Zeit, berühmte Zeitgenossen, sowie den Antisemitismus, der schon im Kaiserreich Österreich vorhanden war.

Die Nominierung für den Deutschen Buchpreis 2020 erhielt Robert Seethaler für diesen Roman zurecht, denn er ist ein sprachliches Meisterwerk, das leicht verständlich ist und an dem es nichts auszusetzen gibt.