Literarisches Kleinod

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mandel61118 Avatar

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"Auf seiner Kiste auf dem Sonnendeck dachte Mahler in einem Anflug bösartiger Resignation an die Nichtigkeit des Lebens. Es war kaum mehr als ein kurzes Ausatmen, ein Hauch im Weltensturm, und doch liebte er das Leben so sehr, dass ihm die Traurigkeit über die Vergeblichkeit dieser Liebe das Herz zerreißen wollte." (Seite 82)

Das obige Zitat ist eine meiner Lieblingsstellen aus dem Buch. Die Sprache ist sehr poetisch und einfühlsam, Landschaften und Stimmungen werden mit wunderschönen Beschreibungen dargestellt.
Das Buch ist in einem gemächlichen, leisen Rhythmus geschrieben, es fesselt den Leser mit jedem einzelnen Satz.

Man begleitet Gustav Mahler auf seiner letzten Schiffsreise von Amerika nach Europa. Der berühmte Komponist und Dirigent ist sterbenskrank und hat nicht mehr viel Zeit. Die Szenen wechseln vom Schiffsdeck, wo sich Mahler aufhält und von einem Schiffsjungen umsorgt wird, zu Rückblicken auf sein Leben. Er ist sich seines nahen Todes bewusst und erinnert sich voller Wehmut an die wichtigsten Stationen seines Lebens bzw an die wichtigsten Personen. Die tiefe, jedoch auch problematische Beziehung zu seiner Frau Alma wird beleuchtet, die Liebe zu seiner Tochter Anna sowie die nie vergehende Trauer um seine Tochter Maria, die im Kindesalter gestorben ist. Der Autor charakterisiert den berühmten Musiker so authentisch und intensiv, dass man ein ziemlich genaues Bild von ihm bekommt.

Ich habe das Buch sehr genossen. Über Gustav Mahler wusste ich bisher nicht viel, doch das Buch hat ihn mir sehr viel näher gebracht.
Alles in allem ein intelligentes, intensives Leseerlebnis und eine uneingeschränkte Leseempfehlung!