Reflektionen

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marakkaram Avatar

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** Aber ich habe Glück. Dort draußen läuft ein Glück im Gras herum, und hier drinnen sitzt ein anderes mit mir am Tisch. Ich habe alles, was ich mir wünsche. Ich bin ein glücklicher Mann. **

Robert Seethaler zeichnet hier den privaten Menschen Gustav Mahler - krank, gebrechlich, mit emotionalen Schwächen und einer dysfunktionalen Beziehung. Den Komponisten und Dirigenten lernt man dabei leider nur sehr rudimentär kennen, um seine Beziehung zur Musik geht es selten..

Es beginnt mit Mahlers letzter Reise per Schiff nach Amerika und die rückblickenden Episoden aus seinem Leben scheinen willkürlich, zeitlich nicht immer klar einordbar und mal mehr, mal weniger interessant. Die Oberflächlichkeit wird bei Begegnungen mit Rodin oder Freud besonders deutlich. Es werden ein paar bekannte Charakterzüge Rodins herausgestellt, aber das war es dann auch eigentlich schon. Für mich eine überflüssige Episode, bei grade einmal 126 Seiten.

Seethalers Sprache ist klar, ein wenig lakonisch und distanziert. Einen richtigen Zugang bekommt man selten, aber dann sind sie plötzlich da, diese kostbaren Sätze, die einen tief berühren und die fast schon magisch sind. Wahrscheinlich eine Stärke Seethalers. "Der letzte Satz" ist mein erstes Buch von ihm - Roman vermag ich es fast schon nicht zu nennen, Novelle oder Erzählung trifft es wohl eher - und er hat mich nicht ganz überzeugen können. Sein Protagonist ist ein Mann, der am Ende seines recht kurzen Lebens zurückschaut und reflektiert; leise, melancholisch und unaufgeregt. Ob man diesen Mann nun unbedingt Mahler nennen muss....er wirkt oftmals austauschbar und hätte Jedermann sein können.

Ein lesenswertes kleines Büchlein, doch anhand der Leseprobe hatte ich mir mehr dieser magisch-poetischen Sätze versprochen.