Rückblick aufs Leben

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„Der letzte Satz“ von Schriftsteller, Drehbuchautor und Schauspieler Robert Seethaler ist das Porträt von Dirigent und Komponist Gustav Mahler.

April 1911, Gustav Mahler reist an Bord des Transatlantik-Schnelldampfers „Amerika“ mit seiner Frau Alma und Tochter Anna von New York nach Europa. An Deck des Schiffes denkt er an sein Leben zurück.

Krank, schwächlich und dem Tod nahe wird Gustav Mahler an Bord von einem Schiffsjungen umsorgt. Seine Familie bleibt im Hintergrund. Das Gegensätzliche Alt und Jung und die Fürsorglichkeit des pflichtbewussten Teenagers sorgen für eine besondere Atmosphäre. Mahler hadert mit seiner Gebrechlichkeit und Hilfsbedürftigkeit. Erinnerungsmomente geben Einblicke in sein ungewöhnliches Leben wie seine schaffensreiche Zeit im Komponierhäuschen. „Ich wünschte, ich könnte noch eine Weile weitermachen, dachte er. Wer weiß, ob es wiederkommt, man kann es niemals wissen. Doch für diesmal war es vorbei.“ Im Fokus seines Lebens steht nicht nur seine Arbeit sondern auch seine große Liebe Alma und die gemeinsamen Töchter Anna und Marie. „Sie ist eigensinnig wie ihre Mutter, dachte er. Aber ich habe Glück. Dort draußen läuft ein Glück im Gras herum, und hier drinnen sitzt ein anderes mit mir am Tisch. Ich habe alles, was ich mir wünsche. Ich bin ein glücklicher Mann.“ Der Roman hat poetische Beschreibungen und Botschaften parat. Gustav Mahler lebte für die Musik und hat aufgrund seines hohen Arbeitspensums seine Familie vernachlässigt. Almas Hoffnung auf Zweisamkeit und Unternehmungen wird immer wieder enttäuscht. Sie muss all ihre Wünsche zurückstellen. Die Geschichte befasst sich mit dem Kennenlernen der Beiden bis zum Entfremden. Der Schachzug, Gustav Mahler allein in Erinnerungen schwelgen zu lassen, ist gelungen. „Mit einem leisen Staunen dachte Mahler an diese Zeit. Wie jung er damals war. Es kam ihm vor, als läge das alles ein Leben weit zurück. Man schlägt einen Ton an, und der schwingt dann weiter im Raum. Und trägt schon das Ende in sich.“ Rührend wie der Schiffsjunge nach der Musik Mahlers fragt und anhaltendes Interesse zeigt. Zu weit sind die beiden Welten auseinander, als dass der Junge erfährt, für welche Musik der „Direktor“ steht. Zu Herzen geht auch ein Schicksalsschlag der die Familie erschüttert. Die Trauer begleitet Gustav Mahler sein Leben lang. Natur- und Tierwelt dienen dem Komponisten als Inspiration und fließen in die Geschichte mit ein. Der Roman ist eine Komposition aus Liebe, Leid und Lebensstationen. Der Ausklang mit dem Schiffsjungen rundet die Geschichte ab.

Das Cover hat Melancholie und setzt den Inhalt treffend in Szene. Der Titel hinterlässt Eindruck und klingt auch ein wenig düster. „Der letzte Satz“ lädt dazu ein, sich mehr mit Leben und Werk des berühmten Dirigenten zu befassen. Mit 125 Seiten ein recht kurzes aber gelungenes Porträt.