Wunderbar!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
sofie Avatar

Von

„Die Welt war laut geworden und New York war das Epizentrum des Lärms. Alles schrie und keifte durcheinander, die Menschen hasteten und rannten, als seien sie auf der Flucht. Statt der Pferdedroschken brausten Automobile durch die Straßen, frei herumstreunende Hunden waren kaum noch zu sehen. Eine Frau mit einer Pelzmütze auf dem Kopf schob einen Handwagen mit heißer Limonade vor sich her, dabei schlug sie mit einem Stock pausenlos auf zwei kleine Glocken ein: ding dong, ding dong.“ (S. 53)

In „Der letzte Satz“ beschreibt Robert Seethaler die letzte große Reise des Musikers und Dirigenten Gustav Mahler und lässt diesen dabei auf sein Leben zurückblicken. In kleinen und feinen Episoden wird so das Glück und Unglück von Mahler beschrieben: Seine Ehe mit Alma Mahler, seine Karriere in Wien, München und New York, sein Kampf mit der Musik.
Man sollte sich auf keinen Fall eine ausführliche Biografie Mahlers von diesem Roman erwarten, das erkennt man schon an der Seitenzahl. Aber man bekommt Mahler trotzdem ganz wunderbar beschrieben im typischen Seethaler-Stil. Mir haben besonders die Beschreibungen seiner Musik gefallen. Auch wenn Mahler hier selbst sagt, wenn man Musik beschreiben kann, ist sie schlecht, gelingt das Robert Seethaler ganz wunderbar.
Von mir aus darf sich der Autor gern noch mehr historische Persönlichkeiten der österreichischen Geschichte (oder auch anderer, aber ich glaube am liebsten aus Österreich) annehmen und daraus Romane schreiben. Das nächste Mal gern auch länger, ich hätte sehr gern noch weitergelesen. 5 von 5 Sternen.