sehr schöne sprache, welche sich nicht in den figuren spiegelt

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blätterwald Avatar

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Dieser Roman stammt aus den frühen 70ern des vergangenen Jahrhunderts, dass musste ich mir beim Lesen immer mal wieder ins Gedächtnis rufen. Der Protagonist, Leo Gazzarra, ist also ein Kind der Nachkriegsgeneration, einzige Sohn der Familie und weiß nicht so richtig, wohin und was im Leben machen.
Der Schreibstil dieses Buches gefällt mir und auch die Erzählerstimme. Sprachlich sehr gut, habe ich nur manchmal mit dem Inhalt so meine Probleme. Dabei handeln die Personen so, wie es nur tun können und sie wurden sehr gut gezeichnet. Das Buch ist von der Art, dass es Zeitgeist aufgreift, die üblichen Familienprobleme und das Wohin mit mir.
Man möchte Leo beim Lesen des Öfteren mal den Kopf waschen, sprichwörtlich. Nur ist er ein Kind seiner Zeit und nicht gewohnt, sich zu äußern, trotz dessen das Lesen sein Leben ist. spätestens in der Mitte, als die Liason mit Arianne auf den Höhepunkt zusteuert, weiß der Leser, wie dieses Buch enden wird. So schön der Autor mit der Sprache umzugehen weiß, lässt er seinen Protagonisten in Stich. Ist Leo wirklich nur ein Loser oder wirklich unfähig? Wäre es anders gekommen, wenn er es in Mailand geschafft hätte, auf seinen Vater zuzugehen?
Nicht wirklich. Den immer wieder ist das Meer im Vordergrund. Die Wellen treiben an den Strand und ziehen sich wieder zurück. Leo lässt sich treiben, er bestimmt nicht wirklich. Über dem ganzen Buch liegt eine seltsame Melancholie, die sich auch nicht auflöst und selbst das Ende macht dem kein Ende.
Ich habe mich am Ende gefragt, wie ein solcher Roman zu einem Kultbuch werden kann? Weil er in relativ wenigen Worten das Dilemma einer ganzen Generation zeichnet? Der schönen Sprache wegen? Gerade die Ortsbeschreibungen sind sehr gelungen. Die Charaktere können es nicht sein, denn sie sind dazu verdammt, sich nicht weiterzuentwickeln. Darin liegt in meinen Augen das Dilemma.