Tragische Bedeutungslosigkeit

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baby17 Avatar

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Der Roman „Der letzte Sommer in der Stadt“ von Gianfranco Calligarich spielt im Rom der siebziger Jahre und beleuchtet das unstete Leben des jungen Leo Gazzara.
Er kommt aus Mailand nach Rom und ihm scheint alles zuzufliegen. So zieht er in die Wohnung eines befreundeten Paares, kauft deren altes Auto und kommt schnell an einen guten Job. Auch findet er schnell Kontakte und lernt eine besondere Frau kennen. Doch wie lange dauert dieser Lebensweg?
Die Hauptperson wirkt auf mich lethargisch und ohne Ziel. Er füllt sein Leben mit bedeutungslosen Gesprächen, ist dem Alkohol nicht abgeneigt und verlässt sich meist auf andere. Man spürt die ganze Zeit seine innere Zerrissenheit. Trotzdem bleibt die Figur emotional auf Abstand. Ich habe beim Lesen gehofft, dass Leo irgendwann aus seiner Lethargie erwacht.
Der Roman glänzt durch eine große Portion Unruhe und als Leser rast die Geschichte quasi an einem vorbei, ohne sich richtig zu entwickeln. Und das Gefühl entsteht, obwohl Leo nur in den Tag hineinlebt.
Der Roman hat einen gewissen Charme, der auch durch das Cover vermittelt wird. Dennoch kommt die Atmosphäre, die ich mir von dem Schauplatz Rom erwarte, zu kurz.
Der Schreibstil gefällt mir bedingt durch die Ausdruckskraft sehr gut.
Dem Autor ist ein melancholischer Roman gelungen, der sicher gut in die Zeit der siebziger Jahre passt und ja auch in dieser Zeit entstanden ist.
Es erzählt eine tragische Geschichte, die auch nachdenklich macht. Dennoch hat der Roman mich nicht restlos gepackt.