Zielloses Treiben

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miro76 Avatar

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Leo Gazarra, ein junger Mailänder, verlässt seine Familie, um in Rom seinen Lebensmittelpunkt zu finden. Er ist ein junger Mann mit Talent und Glück, findet schnell Anschluss, hat einflussreiche Freunde, bekommt viele Chancen, nur um alle ungenutzt zu lassen.

Stattdessen gibt er sich eine Amour Fou hin. Die Zerstörungskraft dieser Beziehung wird schnell deutlich. Wechselnde Annäherung und Ablehnenung zermürben den stärksten Charakter. Es wird pausenlos zu viel getrunken, ständig betrunken Auto gefahren und kaum gearbeitet, denn man fühlt sich ja über den Dingen stehend und schaut auf die arbeitenden Massen hinab.

Leider kann sich Leo seinen Lebensstil nicht leisten und seine Angebetete möchte sich versorgt sehen. Sie lässt ihn fallen, um reich zu heiraten.

Das wäre dann mal grob der Inhalt. Zum am Klappentext gelobten Flair im Rom der frühen 70 Jahre kann ich auch nach der Lektüre nicht viel sagen, denn Leo bewegt sich in ganz eigenen Kreisen. Es ist gar nicht so leicht, die Geschichte in der Zeit zu verorten, denn diese Tagediebe, die sich von einer Bar in die nächste treiben lassen, gibt es wohl immer. Ihre Gespräche sind pseudointellektuell und mäandern ziellos von einem Thema zum nächsten, um nur ja nicht in die Tiefe gehen zu müssen. Überhaupt fehlt es den Charakteren an Überzeugungen und Tiefgang. Sie driften durch ihr Leben, als wären sie Schicksalsgebunden. Einzig die Beschreibungen von Orten, Morgen- und Abendstimmungen konnten mich wirklich begeistern und lassen mich über eine weitere Reise nach Rom nachdenken.

Dennoch denke ich, dass es einen Grund gibt, warum dieser Roman schon zwei Mal in der Versenkung verschwunden ist. Vielleicht hätte man ihn dort belassen sollen. Leider kann ich hier keine Leseempfehlung aussprechen, obwohl Cover und Titel großes Versprechen!