Nach rechts bedeutet Leben. Nach links bedeutet Tod.

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dicketilla Avatar

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Diese Erfahrung musste der gerade einmal 17 Jährige machen, als er mit seiner Familie im Lager Auschwitz-Birkenau ankam. Ein Moment, der der letzte mit seiner Familie sein sollte.
Die Erinnerungen an sein früheres Leben hielten ihn am Leben. An den Garten Eden, auf dem Land, wo die Familie gemeinsam den Sommer verbrachte. Gedanken an seine Eltern, Geschwister, das Leben in Bedzin.
Am 1.9.1939 feierte er seinen letzten Geburtstag, der Tag an dem die Deutschen in Polen einmarschierten, wurde er 13 Jahre alt.
Bald brannte die Synagoge, tote Juden lagen in den Straßen ,oder an den Bäumen aufgeknüpft, in den Häusern verbrannt.
Lange konnten sie sich nicht versteckt halten, Hitze und Wassernot trieb sie in das Unvermeindliche. Die Liquidation des Bedziner Ghettos dauerte nur 4 Tage. Von den Polen verhöhnt, Leute, die einst die Anzüge beim Vater bestellten, ihre Habseligkeiten erbeuteten.
Im Lager angekommen, folgte er der Aufforderung der Mutter sich in die Reihe der Männer zu stellen. Ein Häftling ihm zuflüsterte "Sag ihnen du bist achtzehn." Ihm somit das Leben rettete, da Kinder nichts wert waren, gleich in die Gaskammer getrieben wurden.
Die Entmenschlichung dauerte weniger als zwei Stunden, nackt, kahlgeschoren, erniedrigt, mit der Nr. 135913, wie ein Schaf auf den Weg zum Schlachter geführt.
Auschwitz- Birkenau, das tödlichste Vernichtungslager der Nazis.
Er musste bald an der Rampe stehen, wie ein Geier in Menschengestalt, die angekommenden Wagons von Leichen und Gepäck säubern. Immer darauf achtend den brutalen Kapos nicht Gelegenheit zum Prügeln zu geben, oder gar der Handschuh des SS Mannes nach links zeigte.
Es gab keine Freundschaft, schon eine Zusatzration Essen liess Mitinsassen zu Verrätern werden. Die Menschlichkeit war auch ihnen genommen.

Sam Pivnik erzählt die Ereignisse mit dem Empfinden von damals, dem Verstehen, Erkennen von heute.Vieles hat er von Freunden oder über Archive erfahren. Ein Zeitzeugnis voller Greultaten, von Menschlichkeit keine Spur. Noch immer verfolgen ihn die Ereignisse in seinen Träumen, so wie der Unterscharführer der SS, Karel Kurpanik, ein Mann für den ein Menschenleben nichts wert war.
Wieviel Schmerz müssen ihm diese Erinnerungen bereitet haben, selbst für uns Leser unerträglich erscheinen.
Er klagt nicht an, sondern er teilt mit, somit überläßt er dem Leser sein eigenes Urteil zu fällen.Welche Verbitterung musste bestehen, wenn ein Nachkriegseuropa sich wenig für das Schicksal der Holocoustopfer interessierte.
Ein außergewöhnlicher Mensch, der all meine Achtung verdient.

Ich hatte bereits vor dem Erscheinen des Buches eine Dokumation über Sam Pivnik im Fernsehen gesehen, die mich veranlasste sein Buch unbedingt lesen zu wollen.
Die Überlebenden des Holocoust verschwinden immer mehr, demnach sind solche Bücher sehr wichtig, um ihre Geschichten als Mahnung für diese Unmenschlichkeit am Leben, in Erinnerung zu halten.

Um so anmaßender empfinde ich, dass es noch immer Menschen gibt, die den Holocoust als Lüge bezeichnen, alte Parolen schwingen, somit auch heute noch die vielen Opfer verhöhnen, Überlebende demütigen.
Daher müssen wir Leser zukünftig die Stimme der Opfer sein.