Rätselhafte Abenteuer des Joe Tournier, der an einem Bahnhof in London 1898 sein Gedächtnis verlor

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alekto Avatar

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Der Einstieg in diesen neuen phantastischen Roman von Natasha Pulley ist stark. Denn was könnte es Schlimmeres geben als von einem Moment auf den anderen sein Gedächtnis zu verlieren, so dass keine Erinnerung mehr verbleibt abgesehen von der an den eigenen Namen. Diese schlimme Erfahrung muss Protagonist Joe Tournier eine Woche nach seinem 43. Geburtstag am Bahnhof Gare du Roi machen. Plötzlich weiß er nicht mehr, woher er kommt, was ihn an diesen Bahnhof geführt hat und wohin er unterwegs ist. Das nennt sich retrograde Amnesie, wenn man wie Joe im danach zwar neue Erinnerungen bilden und dann auch abrufen kann, aber nahezu alle Erinnerungen davor verschwunden und aus dem Gedächtnis gelöscht sind. Ich kann mir kaum ein erschreckenderes Szenario denken, als wenn man sich auf diese Art selbst verliert. Und Pulley schildert diese starke Ausgangssituation so plastisch wie bildhaft, dass sie mich damit gefangen genommen hat. Auch ihre lebendigen, ungewöhnlichen Beschreibungen haben mich überzeugt, die dieses so andere Londres des Jahre 1898 vor meinem inneren Auge haben lebendig werden lassen. Da ist der Dampf "wie ein scheuer
Teufel, der noch nicht recht wusste, ob er feste Gestalt annehmen sollte oder nicht" und sich an seine frühesten Erinnerungen zu entsinnen kostet die meisten Menschen "Mühe, so als streckten sie sich nach ihren Zehen".
Im weiteren Verlauf möchte ich gerne erfahren, wie es zu diesem mysteriösen Londres kommen konnte, das französisch ist. Und wer schickt Joe die Postkarte, die ihn zum Titel gebenden Leuchtturm führt? Auch die zusätzlichen Motive wie die Zeitreise-Thematik, die aus Joes Reise in die Vergangenheit resultiert, interessieren mich. Und dass Joe dann in die großen Schlachten zwischen England und Frankreich hineingerät, verspricht Spannung und Action.