Ernster als ich erwartet hätte

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emkeyseven Avatar

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Joe Tournier erwacht ohne jegliche Erinnerungen in Londres und sein Leben fühlt sich sowohl fremd als auch vertraut an. Aber er ist kein Einzelfall, auch wenn sein Fall von epileptischer Amnesie besonders lange anhält. Eine Postkarte mit einem Leuchtturmmotiv, die über 90 Jahre für ihn beim Postamt aufgehoben wurde, bringt auch nicht gerade Licht ins Dunkel, aber Joe hat das Gefühl, das bei diesem Leuchtturm Antworten auf ihn warten.

Die Inhaltsbeschreibung klingt so mysteriös und ich fand, mit Postkarte und Leuchtturm klingt es schon eher nach einem gemütlichen Zeitreise-Abenteuer mit poetischem Schreibstil. Die Zeitreisen fand ich auch spannend und auch der Schreibstil hat mir gefallen, die Darstellung der Charaktere und ihre clevere Art und besonders auch Joes Reaktionen auf sein verwirrendes Leben. Aber die Handlung war ganz anders als erwartet: Es geht um Krieg. Entsprechend ernst und blutig wird die Geschichte dann auch.

Eigentlich haben mir schon alle Aspekte der Zeitreisen gefallen, angefangen mit dem Start in die Geschichte, als Joe versucht, sich nach seiner kuriosen Amnesie im französischen London zurechtzufinden. Einerseits erkennt er es wieder, aber es gibt auch ganz vage Erinnerungen, die nicht zu seinem Leben passen. Mit all den Fragen und dem ungewöhnlichen Setting war ich sehr gespannt und es hat mir auch nichts ausgemacht, dass es eine Weile verwirrend blieb.

Aber die Richtung, in die es sich dann entwickelt hat, war nicht ganz nach meinem Geschmack und ich glaube, das lag eher an meinen Erwartungen, weil ich eigentlich nichts bestimmtes zu kritisieren habe. Die Charaktere sind komplex und die Geschichte bleibt auf jeden Fall immer spannend und unvorhersehbar, auch das Thema der Zeitreisen fand ich sehr gelungen. Ich hatte aber wegen Schreibstil, Klappentext und Gestaltung mehr mit Wohlfühl-Fantasy gerechnet und das war es einfach nicht.