Genial!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
letterrausch Avatar

Von

Schon „Der Uhrmacher in der Filigree Street“ war ein Highlight – ein überzeugender Mix aus Fantasy, alternativer Realität, Steampunk und Liebesgeschichte. In „Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit“ nimmt Natasha Pulley diese Zutaten wieder zur Hand und bereitet aus ihnen ein faszinierendes Lesevergnügen, das sich um eine Zeitreisegeschichte während der Napoleonischen Kriege dreht.

Am Ende des 19. Jahrhunderts steigt Joe Tournier in London aus dem Zug und hat sein Leben vergessen. Er weiß zwar, dass London Londres heißt und alle Straßen und Plätze französische Namen haben, aber er weiß nicht, wo er wohnt und wer er eigentlich ist. Schon der Einstieg in den Roman entwickelt einen unglaublichen Sog und mit dem völlig überforderten Joe möchte man unbedingt herausfinden, wie diese Welt funktioniert und was Joe vergessen hat. Langsam und mit beeindruckender Meisterschaft entwickelt Pulley ihre Welt, gibt immer nur kleine Häppchen preis, bis sich am Ende alles fügt und in Beziehung zueinander setzt. Das macht den Roman extrem spannend, weil man als Leser immer aufgefordert ist, mitzudenken und die Zeitebenen im Blick zu behalten, damit man sie schließlich entschlüsseln kann. Zusammen mit Joe macht man sich auf die Reise, seine Identität zu ergründen. Dabei versucht man dann auch noch, den Lauf der Zeit zu verändern (zumindest scheint das hier einfacher möglich zu sein als bei Diana Gabaldon) und man wird in eine zarte Liebesgeschichte verwickelt.

Natasha Pulleys Roman ist ein ureigener Mix aus Fantasy, historischem Roman, Liebesgeschichte, Abenteuer und alternativer Realität. Das könnte in Überfrachtung enden, doch Pulley gibt nie die Zügel aus der Hand. Sie hat ihre Handlung und ihre Charaktere immer im Griff und so besteht „Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit“ zwar aus vielen Zutaten, diese sind allerdings alle in der perfekten Dosis verwendet. Ein absolutes Lesevergnügen!