Gelungene Fortsetzung der Reihe um Erica Falck und Patrik Hedström

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Klappentext (kopiert von der Verlagsseite)

Schriftstellerin Erica Falck hat mit ihren Zwillingen alle Hände voll zu tun, seit ihr Mann Patrik wieder im Polizeidienst ist. Sie findet kaum Zeit für ihre Freundin Annie, die gerade in das idyllische Fischerdorf Fjällbacka zurückgekehrt ist. Annie zieht in den Leuchtturm auf der kleinen Insel vor der Küste. Dort soll es nachts spuken, und dunkle Legenden ranken sich um den Ort. Annie scheint es nicht zu stören, vor allem seit Mats, ihre erste große Liebe, zu ihr zurückgekehrt ist. Doch dann wird Mats brutal ermordet. Patrik beginnt zu ermitteln.

Autoreninfo (Quelle: Verlagsseite)

Camilla Läckberg, Jahrgang 1974, ist verheiratet und hat drei Kinder. Sie stammt aus Fjällbacka – der kleine Ort ist Schauplatz ihrer Bücher. Ihre Kriminalromane erscheinen in über dreißig Ländern. Camilla Läckberg lebt in Stockholm.

Allgemeines

"Der Leuchtturmwärter" erscheint als List Hardcover mit 480 Seiten am 4.Januar 2013.
Übersetzerin: Katrin Frey
Der Titel der Originalausgabe lautet "Fyrvaktaren" (2009).
Das Buch ist als Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven geschrieben, es gibt keine nummerierten Kapitel, sondern nur durch Leerzeilen gegliederte Abschnitte.

Inhalt

"Der Leuchtturmwärter" ist der siebte Roman aus der Reihe um die Schriftstellerin Erica Falck und ihren Mann Patrik Hedström vom Kriminalkommissariat Fjällbacka. Er schließt nahtlos an die Ereignisse des vorherigen Bandes "Meerjungfrau" an. Erica hat den schweren Autounfall weitgehend unbeschadet überstanden, ihre Zwillinge Noel und Anton mussten vorzeitig durch einen Kaiserschnitt entbunden werden, sind aber gesund. Ihre Schwester Anna, die mit im Unfallauto saß, hatte weniger Glück und hat ihren ungeborenen Sohn verloren, wodurch sie in eine schwere Depression gefallen ist.
Patrik hat sich von seinem Herzanfall erholt und ist wieder im Dienst. Er bekommt es schon bald mit einem mysteriösen Mordfall zu tun: Mats Sverin, der im Gemeinderat arbeitet und als Wirtschaftsprüfer die Finanzen der neu errichteten Wellness-Anlage "Badis" verwaltet, wird in seiner Wohnung erschossen. Er ist/war ein unauffälliger und unbescholtener Junggeselle, über dessen Privatleben niemand - nicht einmal seine Eltern Gunnar und Signe - etwas weiß. Patrik und seine Kollegen ermitteln zunächst relativ erfolglos, doch dann ergibt sich eine neue Spur. In der Nacht vor seinem Tod hat Mats seine Jugendliebe Annie auf der kleinen Insel Gråskär besucht. Annie ist mit ihrem kleinen Sohn Sam aus Stockholm auf die kleine Insel zurückgekehrt, auf der es nur ihr unbewohntes Elternhaus und einen alten Leuchtturm gibt. Sie wirkt sehr verstört und scheint sich auf der Flucht zu befinden. Der Polizei gegenüber zeigt sich Annie wenig kooperativ, obwohl sie über den Tod ihres Jugendfreundes sehr erschüttert ist. Hat der Mord an ihm etwas mit dem Besuch bei Annie zu tun oder steht er im Zusammenhang mit einem Vorfall an Mats´ vorheriger Arbeitsstätte in Göteborg? Dort arbeitete er für die Organisation "Freistatt", die sich misshandelter Ehefrauen annimmt. Eines Abends war Mats in Göteborg brutal zusammengeschlagen worden, hatte sich aber geweigert, Angaben zu diesem Überfall zu machen. Eine weitere rätselhafte Spur ergibt sich, als Hinweise auf Kontakte ins Drogenmilieu auftauchen, die nicht zu dem rechtschaffenen Mann zu passen scheinen. Patrik und seine Kollegen haben mit ihren Ermittlungen vollauf zu tun.
Erica beschäftigt sich unterdessen mit der Geschichte von Gråskär, das auch als "Geisterinsel" bekannt ist, da dort einer Legende nach die Geister der auf der Insel Verstorbenen umgehen.

Eigene Meinung

"Der Leuchtturmwärter" setzt wie die vorherigen Bände der Reihe die Lebensgeschichte der Protagonisten in diversen einzelnen Handlungssträngen fort, wobei ein neuer Kriminalfall zu bearbeiten ist, in den Patrik und Erica in gewisser Weise persönlich verstrickt sind. Hier liegt der persönliche Bezug darin, dass Mats Sverin und seine Jugendliebe Annie Wester beide ehemalige Klassenkameraden von Erica sind. Diese Verbindung bestärkt Erica, die sich während ihrer "Elternzeit" etwas unterfordert fühlt, darin, ihre neugierige Nase in die Angelegenheiten ihrer ehemaligen Schulkameradin zu stecken. Neben ihrer Fürsorge für ihre drei Kinder und ihrem Interesse an Annies Situation kümmert sie sich auch intensiv um ihre depressive Schwester Anna und versucht, ihr wieder Lebensmut zu geben.
Auch im Kriminalkommissariat sind wieder alle schon aus den Vorgängerbänden bekannten Mitarbeiter mit von der Partie und ergänzen einander als gut eingespieltes Team. Nur der inkompetente und selbstgefällige Chef Bertil Mellberg streut immer wieder Sand ins Getriebe und bringt seinen Kollegen Probleme, gibt dem Leser jedoch Anlass zum Schmunzeln.
Ein weiterer Handlungsstrang beschäftigt sich mit Erling Larson und den Geschwistern Anders und Vivianne Berkelin, die für die Ausgestaltung und Eröffnung des "Badis" zuständig sind. Es wird offensichtlich, dass die Geschwister ein Geheimnis verbindet, in das der naive, in Vivianne verliebte Erling nicht eingeweiht ist.
Schließlich gibt es noch Einblicke in das Leben einer jungen Frau namens Madeleine, die mit ihren Kindern vor ihrem Mann nach Kopenhagen geflohen ist.
Diese Vorgänge werden in kurzen Abschnitten mit ständig wechselnder Erzählperspektive präsentiert, aufgrund der häufigen Szenenwechsel muss der Leser das Geschehen konzentriert verfolgen, wird aber dafür mit einer ausgesprochen fesselnden und abwechslungsreichen Lektüre ohne jede Längen belohnt.
Den außergewöhnlichen Reiz dieses Kriminalromans macht jedoch der Gruselfaktor aus, der durch die Anspielungen auf die Geister der auf Gråskär Verstorbenen erzeugt wird. In einer kursiv gedruckten Parallelerzählung, deren Kapitel immer wieder die in der Gegenwart spielende Haupthandlung unterbrechen, wird von dem einsamen Leben der jungen Emelie erzählt, die mit ihrem wortkargen, unzugänglichen Mann, dem Leuchtturmwärter Karl, und dessen finsterem Gehilfen Julian von 1870 bis 1875 auf Gråskär lebte.
Die Charakterisierung der Romanfiguren ist in ihrer Ausgewogenheit gut gelungen, auch den grundsätzlich eher negativ gezeichneten Figuren wie dem unsensiblen Mellberg werden gute Eigenschaften zugestanden. Gelungen sind ebenfalls die Darstellung des Beziehungsgeflechts innerhalb des erweiterten Familienkreises von Patrik und Erica und die einfühlsame Präsentation des Trauerprozesses bei Ericas Schwester Anna. Diese Komponente lässt den Roman aus der Masse gängiger, ausschließlich auf spannende Unterhaltung ausgerichteter Kriminalromane hervortreten.
Die allmähliche Zusammenführung aller Fäden der Handlung samt der abschließenden Verknüpfung von Gegenwart und Vergangenheit wird souverän gelöst, nur in einem Handlungsstrang ist dieser Abschluss nicht ganz zufriedenstellend. Man darf sich fragen, ob dieses offene Ende im nächsten Band wieder aufgegriffen wird.

Fazit
Eine gelungene Mischung aus Krimi, Familienroman und Geistergeschichte, die fesselnde Unterhaltung verspricht!
4,5 Sterne