Gewalt in der Familie - leider ein sehr trauriges Thema

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karschtl Avatar

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Ich bin seit einigen Jahren begeisterter Leser der Krimireihe um Erica und Patrick. Besonders gespannt war ich auf diesen Teil schon allein deshalb, weil es im letzten Buch zum ersten Mal einen Cliffhanger gab, der noch dazu sehr dramatisch war und mir liebgewonnene Personen betraf.

Das Buch setzt ca. 3 Monate nach dem Ende des letzten Teils ein, und auch dieser Fall hat es in sich.
Großes Thema dieses Romans ist Gewalt in der Familie, speziell Gewalt an Ehefrauen. Ein sehr sensibles Thema, bei dem man (oder ich) schwer schlucken muss wenn man es liest. Weil ich genau weiß, dass dies nicht bloße Fiktion ist sondern leider allzu oft der Realität entspricht. Grausam! Hier sind ja gleich mehrere Frauen (und Kinder) betroffen, zu unterschiedlichen Zeiten, an unterschiedlichen Orten. Es gab sowas schon immer und wird es wohl leider auch immer wieder geben.

Auch das Privatleben der Ermittler kommt nicht zu kurz, diesmal für mich in der genau richtigen Dosierung. Über meine persönliche Meinung zu Mellberg war ich wie auch schon im letzten Teil sehr zwiegespalten, und die Geschichte von Anna und Dan wird uns wohl auch noch im nächsten Buch weiter beschäftigen.

Mittlerweile schon zu einem gewohnten Markenzeichen der Autorin geworden sind die Einschübe mittels literarischem Stilmittel (mal Märchen, mal Tagebucheinträge). Diesmal waren es Rückblicke auf eine alte Geschichte, die sich auf der Geisterinsel um 1870 zugetragen hat. Das 'große Geheimnis' war bald zu erahnen, und auch wie alles mal enden wird. Trotzdem war es spannend zu lesen, und am Ende hab ich mich doch auch gefragt wieso Karl und Julian Emilie gefolgt sind auf ihrem Weg.
Ich hätte gern auch mehr gehört über das, was Erica über die Geisterinsel so alles recherchiert hat. Sie zeigt ihre Ergebnisse zwar Annie, aber was genau sie alles in alten Büchern fand erfährt der Leser leider nicht.

Eigentlich hätte ich von der Spannung und der Story her die volle Punktzahl geben müssen, aber da es diesmal doch zu viele Tote gab die mich wirklich traurig machten, hab ich - aus rein emotionalen Gründen - einen Punkt abgezogen. Zudem war der Spannungsgrad dieses Mal dann irgendwie doch geringer als ich es gewohnt war. Meist konnte ich das Buch auf den letzten 200-150 Seiten nicht mehr aus der Hand legen. Diesmal war ich zwar auch begierig, weiterzulesen, aber eben nicht übermässig. Noch dazu wurde der Storyfaden um die Illeagal Eagles nicht zu einem (zufriedenen) Ende geführt sondern unabgeschlossen gelassen. Gut, das betrifft ja auch eher die Polizeikollegen in Göteborg und nicht Tanum, aber dennoch hätte ich mir da mehr Gerechtigkeit gewünscht.

Nun aber genug des Kritisierens, alles in allem war es mal wieder ein toller Roman von Camilla Läckberg. Bewundernswert ist es vor allem, dass all die Romane, die ich bisher von ihr gelesen habe (4 an der Zahl) so unterschiedliche Thematiken in vor allem immer wieder neuartiger und erfrischender Weise aufgreift. Hier hatte ich noch nie das Gefühl, so etwas so ähnlich schon mal woanders gelesen zu haben (und ich lese doch häufig Krimis). Ich freue mich schon auf den nächsten Teil dieser Reihe!