Die Geschichte franst zu sehr aus

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nicky_g Avatar

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Der Krimi beginnt mit einem Unfall: der fünfjährige Marek stürzt nachts die häusliche Treppe hinunter und bricht sich das Genick. Schwester Nina muss tatenlos zusehen, Stiefmutter Yadira trifft sich gerade vor dem Gartentor mit einem Freund und Vater Radim arbeitet noch in seinem Architekturbüro.

Zehn Jahre später wird ein Polizist ermordet in seinem Auto auf dem Grund eines Sees gefunden. Kommissar Holina und sein Mitarbeiter Divis werden für die Aufklärung des Falls eingeteilt. Holina beschreitet bei seinen Fällen auch mal unkonventionelle Wege, zieht bei diesem zum Beispiel seine Geliebte Sabina zu Rate, die auf Horoskopanalysen spezialisiert ist, oder hört am liebsten auf sein Bauchgefühl.

Im Verlauf der weiteren Geschichte blättert sich nach und nach auf, was die beiden Ereignisse miteinander verbindet. Bis dahin beschreibt die Autorin sehr detailliert, vor allem die auftretenden Personen. Charaktereigenschaften werden durch kleine Bilder oder kurze Anekdoten aus der Vergangenheit hervorgehoben wie bei Zdenek, der beim Wehrdienst einen Gefreiten mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht und ihm dadurch das Leben gerettet hat (S. 97). Durch diese feinen Definitionen werden die Figuren komplex, ebenso wie der Aufbau der Geschichte an sich.

Leider verursacht gerade diese Vielschichtigkeit über einige Strecken Langeweile, weil man das Gefühl hat, das nichts passiert. Die gut eingefangene düstere und trostlose Stimmung des Beginns und die atmosphärische Sprache können nicht durch das gesamte Buch hinweg aufrecht erhalten werden und so den Leser fesseln. Eher führt die ausführliche und langatmige Erzählweise dazu, dass kein Tempo aufkommt und die Handlung dahinplätschert.

Die vielen Nebenschauplätze lenken von der eigentlichen Handlung zu sehr ab, als dass sie unterstützend wirken, was gerade zum Ende hin sehr auffällig ist, denn hier erwartet man bei einem Krimi eher fiebernde Spannung, die aber gänzlich ausbleibt. Statt präzise auf einem Strich auf das Ziel zuzusteuern fasert die Geschichte aus und verliert sich dadurch. Auch das eher in Kriminalromanen stiefmütterlich behandelte Prag setzt keine erfrischenden Akzente.

Ein starker Anfang, der leider nicht bis zum Ende durchgehalten werden kann, auch wenn dies noch eine kleine Überraschung bietet. Das durchaus vorhandene hohe Potential konnte nicht ausgeschöpft werden.