Spannender Krimi am Rande einer alten wunderschönen Stadt

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kleine hexe Avatar

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Ein Mann wird tot in seinem Auto am Grund eines Sees aufgefunden. Die polizei nimmt ihre Ermittlungen auf. Bei dem Toten handelt es sich um einen Polizisten, Osvald Zapletal. Also arbeitet die Prager Polizei mit Hochdruck an der Aufklärung des Mordes. Doch je mehr die ermittelnden Beamten Marián Holina, Divis Mrstík und Lida Sotolová herausfinden, umsomehr müssen sie feststellen, Osvald Zapletal war ein korrupter gewalttätiger Verbrecher reinsten Wassers. Egal mit wem er in Berührung kam, der Mensch wurde seines Lebens nicht mehr froh. Männer wurden bedroht und erpresst, Frauen vergewaltigt erniedrigt und erpresst. Niemand in Prag und Umgebung weint Zapletal eine Träne nach. Sein Tod wird letztendlich sogar von den ermittelnden Polizisten als verdient empfunden. Das anfängliche Opfer entpuppt sich als grausamer, brutaler, hinterlistiger Täter. Und seine ehrenwerte Frau Mutter stand ihm an Niedertracht, Ränkeschmieden und Erpressen in nichts nach. Von irgendwoher musste er es ja haben.
Was diesem Krimi so interessant macht: seine Opfer versuchen ihn jeder auf seine Weise zu töten. Sie schießen auf ihn, geben ihm mit Hortensien versetztes Marijuana zu rauchen, stoßen ihn in seinem Auto ans Lenkrad angebunden ins Wasser. Letztendlich ertrinkt er nicht, wird nicht erschossen. Bei seinem Tod hatte er fast 3 Promille Alkohol im Blut und war vollgestopft mit Marijuana und Blausäure, die von gerauchten Hortensien stammt. Weshalb teures Gras rauchen, wenn Hortensien gratis im Park wachsen? Tja, weil Hortensien besagte Blausäure im menschlichen Körper entwickeln wenn sie angezündet und eingeatmet werden.
Das Ermittlerteam ist einfach nur toll. Ein Hauptermittler, Holina, steht mitten im Leben, ist 48 Jahre alt und liebt die Ehefrau eines Kollegen. Die Liebe wird auf unbestimmte Zeit vertagt als besagter Kollege einen Unfall erleidet und gelähmt überlebt. Die Ehefrau kann und will ihn jetzt nicht mehr verlassen. Ein junger, noch unerfahrener Ermittler, Mrstik, verdient sich bei diesem Fall die ersten Sporen und stellt intuitiv die richtigen Fragen zum richtigen Zeitpunkt. Sotolová, effizient, Pflicht besessen, manchmal übereifrig, doch genau die richtige Ergänzung für Marián und Divis.
Prag und seine Umgebung und vor allem die böhmische Lebensart fließen wunderbar ein in dieses Werk. Das gute Essen, das süffige Bier, das Nachdenken und Sinnieren in einem bequemen Sessel oder auf einer Parkbank unter einem Baum, Spaziergänge entlang der Moldau, die Mentalität des freundlichen Leben und Leben lassens aber auch die Bereitschaft neue Wege zu gehen und z.B. Astrologie und Horoskope mit in die Ermittlungen einzubeziehen, all dies machen das Buch so lesens- und liebenswert. Das Titelbild ergänzt die Handlung perfekt: einerseits sieht man durch das Fenster auf Prag und Moldau mit seinen alten Brücken, andererseits weisen die Zettel auf den Glasscheiben auf die Angewohnheit Holinas hin, die Hinweise und Fragen zum Fall an eine Fensterscheibe zu kleben
Ich werde zukünftig die Werke von Iva Procházková aufmerksam verfolgen und einen zweiten, dritten, vierten, usw. Fall von diesem Ermittlerteam jederzeit gerne lesen.