Ein fesselnder Serienauftakt im Hollywood der 1920er

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bellis-perennis Avatar

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In seinem Serien-Auftakt rund um den Privatdetektiv Hardy Engel begeben wir uns in die Anfänge der Traumfabrik Hollywood, ins Jahr 1921.

Reinhard „Hardy“ Engel ein ehemaliger Polizist, desillusioniert aus dem verarmten Mannheim des Nachkriegsdeutschlands nach Amerika ausgewandert, ist als Schauspieler und Komiker gescheitert. Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, verdingt er sich als Privatermittler und erhält auch gleich den Auftrag, das Filmsternchen Virginia Rappe zu finden. Auftraggeberin ist die charismatische, rothaarige Pepper Murphy, ebenfalls Schauspielerin, bei der allerdings nicht ganz klar ist, wann sie eine Rolle spielt und wann nicht.
Im Handumdrehen findet sich Hardy jedoch in einem bizarren Kriminalfall wieder: Er findet die abgängige Virginia mitten in einer rauschenden Party des bekannten Komikers Roscoe „Fatty“ Arbuckle, doch wenig später ist sie tot. Hardy glaubt nicht an einen natürlichen Tod und setzt mit seinen Nachforschungen eine Spirale von Machtkämpfen, Rufmord, richtigem Mord und Gewalt in Bewegung, die auch ihn in den Abgrund stürzen lassen …

Meine Meinung:

Autor Christof Weigold ist mir bislang nicht bekannt gewesen, obwohl er sich als Drehbuchautor bereits einen Namen gemacht hat. Dass er schreiben kann, ist augenscheinlich. Durch seine präzisen Beschreibungen, den perfekt strukturierten Plot und den gut angelegten Charakteren habe ich mich in das Hollywood der 1920er Jahre zurückversetzt gefühlt. In eine Zeit, in der nicht nur die Herstellung, der Vertrieb und Verkauf von Alkohol verboten ist und damit das organisierte Verbrechen fördert, sondern auch in der jede Art von Rauschgift konsumiert wird.

Alles was man über die Traumfabrik, deren Träume hauptsächlich auf Drogenkonsum aller Art, zurückzuführen sind, schon immer geahnt hat, wird hier dargelegt.
Machtgier, Korruption bei Polizei und Staatsanwaltschaft, Seilschaften und Verwicklungen in die Unterwelt – alles spielt hier eine große Rolle. Mitten drin, Hardy Engel, der beinahe alles verliert. Hardy erinnert ein wenig an Raymond Chandlers „Philipp Marlowe“, dem ebenso melancholischen wie moralischen Privatdetektiv, was aber der Spannung keinen Abbruch tut. Diese Ermittler sind in den letzten Jahren nicht allzu häufig anzutreffen gewesen.

Der Schreibstil ist flüssig, spannend und es kommt keine Minute Langeweile auf. Weigold legt gekonnt Spuren, verwirft sie im Handumdrehen wieder, um Hardy Engel auf eine andere (falsche) Fährte zu locken.

Wir erleben die Geschichte aus Hardys Sicht, zwanzig Jahre nach den Ereignissen. Immer wieder flicht der Autor Anmerkungen ein wie „damals war die Straße noch nicht gepflastert“

Auch die hochwertige Aufmachung des Buches passt perfekt in die Zeit. Fast ausschließlich in schwarz gehalten, strahlen nur die Scheinwerfer in den Nachthimmel. Ein wenig Gold lässt uns an die „Goldenen Zwanziger Jahre“ erinnern, die gar so golden gar nicht waren.

Auch der Titel ist eine schöne Metapher: Man kann ihn als völlig neutralen Satz interpretieren. Ein Mann spielt eben in einem Spiel, Theaterstück oder Film nicht mit. Punkt.
Oder aber, ein Mann entzieht sich dieser intriganten Machtspiele.

Fazit:

Mit Hardy Engel hat Christof Weigold eine charismatische Figur geschaffen, die auf weitere Fälle hoffen lässt. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung.