Tod in der Traumfabrik

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Hollywood in den Roaring Twenties: ein wahres Babylon zur Zeit der Stummfilme und der Prohibition. Rätselhafte Todesfälle erschüttern die Stadt. Mittendrin: ein deutscher Privatdetektiv.

„Der Mann, der nicht mitspielt“ ist ein Kriminalroman, der in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts spielt, und zwar in den USA. Genauer gesagt: in Hollywood. Zur Zeit der Prohibition gleicht die Traumfabrik einem Sündenpfuhl, die Stummfilmszene wird von rätselhaften Todesfällen erschüttert. Virginia Murphy, ein aufgehender Stern in Hollywood, ist verschwunden. Pepper Murphy engagiert Hardy Engel, der ihre Freundin finden soll. „Fatty“ Arbuckle ist einer der beliebtesten Komiker des Landes, wird jedoch beschuldigt, Virginia nach ihrem Wiederauftauchen brutal vergewaltigt und tödlich verletzt zu haben. Die Boulevardpresse gießt mächtig Öl ins Feuer, und das Ganze entwickelt sich zum riesigen Skandal. Das Filmstudio „Universal“ wurde vom Deutschen Carl Laemmle gegründet. Hardy Engel hat es bei seinen Ermittlungen mit zwei rivalisierenden Unternehmen zu tun. Der Schmuggler Buck Carpenter ist so etwas wie Hardys rechte Hand, er versorgt ihn zudem mit Hochprozentigem und wertvollen Insiderinformationen. Die geheimnisvolle Pepper hat es Hardy angetan, er verliebt sich in das flapper girl. Bei seinen Ermittlungen sticht der deutsche „Schnüffler“ in ein Wespennest, denn die hässliche Wahrheit soll nicht ans Licht kommen. Hardy gerät in Lebensgefahr …
Das Ganze wird sozusagen rückblickend erzählt, nach zwanzig Jahren lässt Hardy die Ereignisse (die übrigens auf einem wahren Fall beruhen) Revue passieren. Stilistisch ist der Krimi ganz klar eine Hommage und ein bewusstes (indirektes) Zitieren: Ich musste sofort an Raymond Chandlers berühmten Detektiv denken. Der Autor Weigold verneigt sich also vor seinen berühmten Vorgängern; dies fand ich ganz unterhaltsam, der große Aha – Effekt blieb aber für mich aus, da Stimme und Sujet des Autors eben so neu nicht sind, aber ist nicht alles Recycling, Sampling in der Literatur?
Ich liebe die Epoche der Roaring Twenties in Film & Literatur sehr. „Babylon Berlin“, eine Serie, die auf den Gereon – Rath – Romanen von Volker Kutscher basiert, habe ich regelrecht verschlungen. Sie spielt in den Wilden Zwanzigern in Berlin, ebenso wie Susanne Gogas Reihe mit dem Auftaktband „Leo Berlin“. Nicht ganz so gut gefällt mir Joan Wengs Reihe, die einen UFA - Filmstar mit einem Proletarier – Polizist paart. Spitze ist aber Martin von Arndts Reihe mit dem Auftaktband „Tage der Nemesis“, in denen ein Kriegszitterer und Ermittler im Fokus steht, auch der Völkermord an den Armeniern und der deutsche Anteil spielt eine Rolle. Wenn man von den Roaring Twenties spricht, darf man natürlich F. Scott Fitzgerald nicht vergessen. Christof Weigold nimmt den Leser mit in eine spannende Epoche und er zeichnet die Anfänge der Traumfabrik nach. Ein Hoch auf die Pop – Kultur! Für manche Leser wird die Tatsache, dass die Deutschen und deutschsprachigen Filmschaffenden in Hollywood kräftig mitmischten, nicht neu sein. Man denke nur an den genialen Billy Wilder.
Dennoch ist Weigolds Sujet spannend, ebenso wie der Kriminalfall. Hie und da hätte der Erzählung meines Erachtens ein wenig Straffung gut getan, aber ich habe trotzdem der Auflösung entgegen gefiebert und mich bestens unterhalten gefühlt. Für den „Mann, der nicht mitspielt“ vergebe ich daher 4,5 Sterne und ich freue mich auf weitere Teile der Reihe!