Ein alter Roman ganz aktuell

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januar12 Avatar

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Der neue/alte Roman von Walter Tevis hat mir genauso gefallen, wie das Damengambit. Der amerikanische Autor lebte von 1928-1984. Der Roman Der Mann, der vom Himmel fiel" erschien bereits 1963, wurde mit David Bowie in der Hauptrolle 1976 verfilmt und erschien nun in einer Neuübersetzung im Diogenes Verlag und ist aktueller denn je.

Thomas Newton ist nicht der, als der er sich ausgibt. Der hochintelligente Antheaner will seine Heimat retten, die dem (selbstverschuldeten) Untergang geweiht ist. Durch spektakuläre Erfindungen verdient Newton genug, um seine Pläne fortzuführen. Der Patentanwalt Farnsworth, Wissenschaftler Bryce und Betty Jo, die ihn aus einer prekären Lage rettet, sind die einzigen Menschen, die er ein bisschen näher an sich rankommen lässt. Doch Newtons Geheimnis kennt keiner. Doch Geld macht nicht glücklich und die Abwärtsspirale, ausgelöst durch Einsamkeit, Depressionen und Alkohol, lässt Newton hinterfragen, was noch zu retten ist und was ihn überhaupt noch bewegt etwas verändern zu wollen. Dabei geht es nicht nur um seine Heimat.

Eine intelligent erzählte Geschichte, die ruhig und auch relativ unaufgeregt erzählt wird. Dennoch schwingt unterschwellig einiges an wichtigen und essentiellen Gedanken, Unterhaltungen und Geschehnissen mit. Dabei habe ich mich bestens unterhalten gefühlt, denn man konnte sich die Protagonisten in ihrem Verhalten und Denkmustern gut vorstellen. Faszinierend fand ich die Geschichte vor allem vor dem Hintergrund, dass sie vor 60 Jahren geschrieben wurde. Eine Science Fiction-Geschichte aus der Vergangenheit, doch vieles klingt sehr real und (heute) gar nicht mehr so futuristisch. Manchmal sind diese Gedanken sehr erschreckend gewesen und haben das Kopfkino angekurbelt. Ich kenne die Urfassung nicht, aber die Neuübersetzung ließ sich wunderbar lesen. Dazu beigetragen hat der sehr schnörkellose und ansprechende Schreibstil von Tevis. Er lässt den Leser aus verschiedenen Blickwinkeln das Geschehen, aber auch die Gedanken und Geschehnisse beschreiben, so entsteht ein abgerundetes Bild von den Protagonisten. Interessant sind aber vor allem die Entwicklungen und die Gedankenspiele, die Meinungen und Einschätzungen und die Art wie die Figuren agieren. Daumen hoch für ein interessantes Werk.