Science Fiction für Nicht-SF-Leser

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Durch den Erfolg der Serie "Das Damengambit" ist der 1984 verstorbene Walter Tevis wieder in den Focus gerückt und nachdem Diogenes im letzten Jahr "Das Damengambit" veröffentlichte, ist nun eine neue Übersetzung des Romans "Der Mann, der vom Himmel fiel" erschienen.
Das Buch ist ein Science Fiction-Klassiker, 1976 verfilmt mit David Bowie in der Hauptrolle.
Es spielt in den Jahren 1985 bis 1990 und wurde 1963 veröffentlicht. Damals ein Blick in die Zukunft, heute ein Blick zurück.
Newton ist menschenähnlich und er ist mit einer Mission auf die Erde gekommen. Einerseits ist er überlegen durch seine Intelligenz, andererseits ist er verletzlich und schwach. Laufen ist schmerzhaft für ihn, ebenso Erschütterungen in Autos oder Fahrstühlen.
Er ist sehr einsam. Seine Kontakte beschränken sich auf Professor Bryce, einem Chemiker in der Sinnkrise, und Betty Joe, die sich nur wohl fühlt, wenn sie leicht angetrunken ist.
An seine Familie und seine Heimat denkt er immer seltener, er "vermenschlicht" immer mehr, und in der Folge wird auch für ihn Alkohol immer wichtiger und er zeigt Ansätze von Depressionen.
Alles wird relativ distanziert beschrieben, Emotionen und die Gedanken der Personen werden uns nicht präsentiert, das müssen wir uns selber denken. Das einzige, was überdeutlich vermittelt wird, ist Newtons Einsamkeit.
Passend dazu ist auch die Schreibweise: klar und manchmal etwas melancholisch.
Der Roman bietet einen Blick "von außen" auf unsere Welt: wie wir leben und was uns ausmacht. Er beleuchtet auch, wie wir umgehen mit uns und der Natur. Somit ist er - wenn wir an derzeitige Kriege und die ökologische Situation denken - immer noch aktuell. Die Botschaft, die Newton der Menschheit bringen will, kommt beim Leser an.
Man muss kein Science-Fiction-Fan sein, um diesen Roman zu mögen.
Insgesamt: Ganz große Empfehlung für diesen Klassiker.

Mich störte nur eine Kleinigkeit: Erwähnt wird die Watergate-Affäre. Die war natürlich in der Zeit der Romanhandlung bekannt, nicht aber 1962, als er erstmalig veröffentlicht wurde. Für derartige Aktualisierungen habe ich kein Verständnis.