rätselhafte Leichenteile

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majandra Avatar

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Der Roman erzählt von einem Leichenfund in New York des Jahres 1897 – oder besser gesagt vom Fund mehrerer Leichenteile. Kinder finden beim Spielen am Pier den Oberkörper und die Arme, während der Unterleib an ganz anderer Stelle beim Spaziergang durch ein Waldstück auftaucht. Eines haben alle sorgfältig verpackten Teile gemeinsam: Sie wurden in mehrere Schichten gepackt, sorgfältig verschnürt und mit einem roten Wachstuch umhüllt – eine erste Spur. Während die Zeitungen anfangs noch von einem der üblichen Scherze von Medizinstudenten berichten, wird bald klar, dass hier durchaus nicht zu spaßen ist: Der Tote ist ermordet worden.

 

Paul Collins berichtet in seinem Werk detailliert vom New York des vorvorigen Jahrhunderts – die Industrialisierung findet ihren Weg in das Land, motorbetriebene Automobile erkämpfen sich langsam einen Platz in der Gesellschaft, große Zeitungen entstehen in ebenso großen Gebäuden. Es gelingt dem Autor ausgezeichnet, das Lebensgefühl dieser längst vergangenen Zeit einzufangen und auf die LeserInnen zu übertragen. Zudem wird sehr gut recherchiert von der Entstehungsgeschichte der Zeitung „New York World“ oder von damals üblichen medizinisch-anatomischen Untersuchungen berichtet, wodurch der Roman auch Bildungsgehalt vermittelt.

 

Sprachlich ist das Buch gut geschrieben, man kann sich in die Lage der verschiedenen Protagonisten gut hineinversetzen. Dies gelingt vor allem durch die akribisch geschilderten Sinneswahrnehmungen wie Gerüche, aber auch durch die anschaulich dargestellten Gefühle, mit denen die Personen umgehen müssen. Der Roman ist aus der Perspektive verschiedener Protagonisten geschildert und vermittelt so einen umfassenden Eindruck in verschiedene Gesellschaftsschichten und wie diese mit einem so brisanten Fall umgehen. Besonders spannend sind die Schilderungen des Zeitungswesens, durch das es überhaupt erst möglich wird, dass die breite Bevölkerung den Fall der aufgefundenen Leichenteile verfolgen kann. Gut gefallen hat mir zudem die Kapiteleinteilung, die sehr übersichtlich darstellt, um welche Aspekte des Romans es sich gerade dreht.