Familie, Opfer und Vergebung

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Melanie Levensohn erzählt in "Der Morgen nach dem Regen" die Geschichte von Johanna und Elsa, Mutter und Tochter, die sich über Jahre hinweg voneinander entfremdet haben. Johanna hat ihr Leben ihrer Arbeit für die Vereinten Nationen in Krisengebieten gewidmet. Ihre Tochter Elsa, die sich immer nach der Aufmerksamkeit ihrer Mutter sehnte, tritt als Strafverteidigerin in Den Haag in ihre Fußstapfen. Als Elsa einen Burnout erleidet und Johanna nach einem Familienerbe in das Haus ihrer Tante am Rhein zieht, treffen die beiden aufeinander.

Der flüssige und bildhafte Schreibstil von Levensohn macht es leicht, in die Geschichte einzutauchen. Der Perspektivwechsel zwischen Mutter und Tochter sowie Rückblenden machen die Gefühle und Handlungen der beiden Frauen nachvollziehbar. Die Konflikte zwischen Johanna und Elsa wirken dabei sehr realistisch.

Zusätzlich gibt die Autorin Einblicke in die herausfordernde Arbeit in Krisengebieten. Sie thematisiert die moralischen Dilemmata und die persönlichen Opfer, die für diese Arbeit nötig sind.

Ein Schwachpunkt des Romans liegt im Erzähltempo. Während sich einige Passagen etwas ziehen, wirkt das Ende zu abrupt und überhastet, als ob die Konflikte plötzlich gelöst werden müssten. Dennoch bleibt der Gesamteindruck positiv, da die authentischen Charaktere und die bewegenden Themen im Gedächtnis bleiben.