Tödliche Verwicklungen im Kanzleramt?

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gormflath Avatar

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Den ersten Band seiner neuen „Art Mayer-Serie“ beginnt Marc Raabe mit einem Rückblick in die düstere Vergangenheit: Ein Junge wird von einer Gruppe Jugendlicher gemobbt. Kappe, Brille, Zippo, Ellie und Ausschnitt schikanieren den Jungen und fordern höchst gefährliche Mutproben, die tödlich hätten enden können. Einer aus der Clique wird später Bundeskanzler – wer ist das damalige Opfer?
Im morgendlichen Schneegestöber an der Berliner Siegessäule steht ein verlassener Kleinlaster. Auf der Ladefläche wird eine nackte Frauenleiche gefunden, auf ihrem Körper – mit Blut geschrieben – steht die Privatadresse des Bundeskanzlers. Der berüchtigte Ermittler Art Mayer wird von oberster Stelle dazu aufgefordert, in den Dienst zurückzukehren, um in diesem Fall zu ermitteln. An seine Seite wird die junge und unerfahrene, aber äußerst ehrgeizige Kommissaranwärterin Nele Tschaikowski gestellt.
Schnell nimmt der Fall brisante Ausmaße an, den beiden Ermittlern wird klar, dass man von oberster Stelle versucht, auf die Ermittlungen Einfluss zu nehmen, denn wenige Tage vor dem G20-Gipfel soll der Fall abgeschlossen werden und man ist bemüht, den Kanzler herauszuhalten. Die Tote ist die Frau des Gesundheitsministers, einer kurz zuvor Ermordeten wurde ebenfalls die Adresse des Bundeskanzlers auf den Bauch geschrieben. Kurz darauf erscheinen Videos der Toten im Netz und der Fall gerät fast außer Kontrolle.
Die beiden Hauptcharaktere sind sympathisch und wirken durch ihre nachvollziehbaren Probleme stets authentisch – Art ist Diabetiker mit viel Fachkenntnis und Lebenserfahrung, während Nele mit ihrer Neugier und Jugend überzeugt.
Autor Marc Raabe schafft es gleich zu Beginn, Spannung aufzubauen, eine Spannung, die er nicht nur bis zum Ende aufrecht erhalten kann, sondern die sich im Verlauf der Ereignisse noch steigert. Der Thriller wird durch die Wortgefechte zwischen Art und Nele aufgelockert und als Leser stellt man eigene Überlegungen an. Aber der Fall ist kaum vorhersehbar, es kommt immer wieder zu überraschenden Wendungen und nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint. Immer wieder streut der Autor ins aktuelle Geschehen Szenen aus Arts Vergangenheit ein, daher hat man recht schnell den Verdacht, dass dort der Schlüssel zur Lösung liegen könnte. Trotzdem lässt Raabe seine Leser lange im Unklaren, wie sich Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbinden werden.
Den spannenden Pageturner möchte man nicht mehr aus der Hand legen – die Neugier auf den zweiten Fall, der leider erst im kommenden Frühjahr erscheint, ist jetzt schon geweckt!