Eine Liebesgeschichte in Grautönen

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naraya Avatar

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 Der Zirkus der Träume taucht wie aus dem Nichts an einem Ort auf und zieht mit seinen nächtlichen Vorstellungen die Besucher an. Doch dieser Nachtzirkus ist kein normaler Zirkus: hinter den schwarz-weißen Zeltwänden und der Leuchtschrift aus lebendigen Glühwürmchen verbergen sich keine billigen Zaubertricks, sondern wahre Magie.  

Hinter den Kulissen des Zirkus wachsen 2 Kinder getrennt voneinander auf. Die 6-jährige Celia muss nach dem Tod ihrer Mutter bei ihrem Vater, dem Zauberer Prospero leben. Sofort erkennt er in ihr ein großes Talent für die Magie. Und so bietet er seinem Widersacher Alexander einen Wettstreit an: Wessen Schützling das größere magische Talent und Wissen besitzt, gewinnt und der Sieger darf beide Kinder bei sich behalten. Daher macht sich Alexander auf den Weg in ein Waisenhaus, um nun seinerseits nach einem geeigneten Kandidaten für die Wette zu suchen. Er findet ihn in dem wissbegierigen 9-jährigen Marco. 

Aus einer auktorialen Erzählperspektive wird nun das Aufwachsen der beiden Kinder beschrieben. Beiden wird nur wenig Aufmerksamkeit und Zuneigung zuteil, stattdessen werden sie von ihren Mentoren stetig gefordert und trainiert, teilweise sogar gequält. Vor allem Celia vergießt oft bittere Tränen, so grausam geht der eigene Vater mit ihr um. Leider endet die Leseprobe hier schon recht früh, aber es ist klar, dass die beiden Leben der Kinder früher oder später ineinander verflochten sein und ihre Wege sich kreuzen werden, ob sie es wollen oder nicht. 

Erin Morgensterns Debütroman kommt mit einer nüchternen, aber nicht schmucklosen Sprache daher. Was im Titel und mit der ersten Beschreibung des Nachtzirkus versprochen wird, das hält die Autorin auch in ihren Worten und sprachlichen Bildern ein. Es dominieren dunkle Farben und die verschiedensten Grautöne; sei es die Umgebung, die Kleidung oder das Wetter. Die Figuren sind gut gezeichnet. Als Leser hat man natürlich sofort Mitleid mit den beiden Kindern, die aus ihrer vertrauten Umgebung gerissen und im Grunde zu Forschungsobjekten ihrer „Väter“ gemacht werden. Und was mit Kindern geschehen wird, die so gänzlich ohne Liebe aufwachsen müssen, das wissen wir nicht erst seit Kaspar Hauser. Umso spannender wird zu entdecken sein, wie Erin Morgenstern die im Klappentext angedeutete Liebe zwischen Celia und Marco gestalten wird. Wünschen würde ich mir aber eine gelungene Mischung aus Fantasy und Romantik.