Anne Holt: Der norwegische Gast

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Anne Holt: Der norwegische Gast

Wir befinden uns in einem unzugänglichen abgelegenen eingeschneiten Dorf in Norwegen. Dieses Dorf heisst Finse und über ihm tobt sich ein starker Schneesturm aus. Und selbiger Schneesturm zeichnet auch dafür verantwortlich, dass ein auf dem Weg nach Finse befindlicher Eisenbahnzug in einer Schneewehe entgleist ist. In einem in der Nähe gelegenen Hotel suchen jetzt die gestrandeten Zugreisenden Obdach. Unter ihnen befindet sich auch die ehemalige Kommissarin Hanne Wilhelmsen. Man stellt sich gegenseitig vor und kommt ins Gespräch. Außerordentlich befremdend auf die unfreiwilligen Gäste wirken die vor den Türen positionierten Wachen. Wen oder was sollen sie wovor oder vor wem beschützen? Plötzlich geschieht ein brutaler Mord an einem ebenfalls dem liegen gebliebenen Zug entstiegenden durch Fernsehauftritte sehr bekannten Pastor. Er wird im Schnee vor dem Hotel erschossen aufgefunden. Unter den eingeschlossenen ehemaligen Zugreisenden droht sich Panik breit zu machen. Kommissarin Wilhelmsen ist der Überzeugung, einen Zeugen ausgemacht zu haben. Da wird auch dieser ermordet.
Irgendwie erinnerte mich das ganze Geschehen von der Atmosphäre her zunächst an Agatha Christies Hercule Poirot-Filme "Mord im Orientexpress", "Das Böse unter der Sonne" oder "Tod auf dem Nil", aber der belgische Meisterdetiktiv wird hier durch eine zwar weniger bekannte, ihm aber an Gewieftheit durchaus ebenbürtige frühere lesbische Kriminalkommissarin ersetzt. Hanne Wilhelmsen sitzt im Rollstuhl und will und eigentlich nur ihre Ruhe haben. Genau aus diesem Grund versucht sie auch zunächst einmal, sich aus dem ganzen Fall heraus zu halten. Da jedoch mit dem Eintreffen der Polizei auf Grund der anhaltenden Wetterverhältnisse wohl bis auf Weiteres nicht gerechnet werden darf und vor allem, nachdem ein weiterer Mord geschehen ist, kann sie sich doch nicht mehr länger zurückhalten. Ihre ausgeprägte Kombinationsgabe verhilft ihr letztendlich auch zum Erfolg.
Beschämend, aber ich hatte "Anne Holt" zunächst mit "Victoria Holt" verwechselt. Von Letzterer habe ich zwar auch einige schöne Schmöker gelesen, aber die waren eher auf der historisch angehauchten romantischen Schiene angesiedelt und enthielten zwar zünftige Bösewichte, aber waren doch keine Kriminalromane im eigentlichen Sinne. Und mit einem Kriminalroman haben wir es hier eindeutig zu tun. Mit einem sehr unterhaltsamen sogar. Der Spannungsbogen konnte bis zum Ende problemlos aufrechterhalten werden.
An eben diesem Ende wurde der Leser noch einmal ganz gekonnt überrascht.
Die Auflösung war logisch nachvollziehbar und ließ keine Fragen offen.
Ich kann daher eine Leseempfehlung aussprechen und werde selbst ebenfalls nach weiteren Anne-Holt-Büchern Ausschau halten (und diese Autorin ganz gewiss nicht mehr mit ihrer den Zunamen teilenden Kollegin verwechseln!*g*).