guter Krimi

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borgeli Avatar

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Für mich hatte dieser Krimi zwei Besonderheiten.
Zum einen der Handlungsort und die Beteiligten: Alles spielt sich in einem Hotel hoch oben in den Bergen ab. Es gab ein Zugunglück und außer dem Zugführer sind alle Mitreisenden unbeschadet in Bahnhofsort im Hotel untergekommen. Es herrscht ein sehr starker Orkan, der ein Entfernen vom Hotel unmöglich macht.
Zum anderen die Ermittlerin.Wir erfahren von Hanne Wilhemsen, dass sie Polizistin war und im Dienst angeschossen wurde. Seitdem sitzt sie im Rollstuhl und hat sich ganz in ihre private kleine Welt zurückgezogen. Zu der Welt der Polizei hat sie keinerlei Verbindungen mehr. Jetzt ist sie mit knapp 200 weiteren Menschen im Hotel eingeschlossen und beobachtet ihre Umgebung. Die Ereignisse werden alle in Ich-Form von Hanne erzählt. Sie beschreibt sich selbst als eine abweisende, unhöfliche Person, die keinen Kontakt mit den anderen wünscht. Ich fand es sehr amüsant, wie sie trotzdem im Mittelpunkt steht. Wie sie es den anderen schwermacht mit ihrer ruppigen Art und ihrem Schweigen. Wir als Leser haben noch den Vorteil, wenigstens in ihre Gedanken eingeweiht zu sein. Aber bei den entscheidenden Erkenntnissen, die sie gewinnt, macht sie nur vage Andeutungen. Trotzdem hat es mir richtig Spaß gemacht, den Fall zu verfolgen.
Schade fand ich, dass zum Schluss die Identität des "norwegischen Gasts" so schwammig bleibt. Es klingt, wie wenn es Hanne ganz klar war, wer er ist, aber leider kommt das beim Leser nicht an. Deshalb ist der deutsche Titel eher unangebracht. Der Originaltitel lautet "1222" und passt deutlich besser, da sich alles im Hotel Finse 1222 abspielt.