Ein ganz anderer Roman

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frieda-anna Avatar

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Zugegeben hatte ich es am Anfang sehr schwer mit diesem dicken, in einem bunten Umschlag eingehüllten Wälzer und war auch zwischenzeitlich dazu geneigt, es wieder zur Seite zu legen. Lese ich später mal.... Aber nicht doch! Klappentext und die Meinung anderer Leser haben mich zum Durchhalten motiviert. Es ist halt anders geschrieben, von einer anderen Autorin aus einem anderen Breitengrad und aus einem anderen Blickwinkel. Nicht alles ist für die Medien interessant weiter zu verfolgen und so kann ich mich auch nur wage an die Wahlen Ende 2007 in Kenia erinnern, als es dort zu Unruhen kam. Odidi, Ajanys Bruder wird währenddessen erschossen. Die Familie, ansässig im ärmlichen Nordkenia, holt die Leiche heim.
Sprachgewaltig wird die ausgelebte Trauer, die jedes Familienmitglied empfindet zum Ausdruck gebracht. Man spürt regelrecht die Unterschiedllichkeit zu uns kühlen, eher emotionsunterdrückenden Europäern im Umgang damit. Zeitsprünge, episodische Abrisse und aufgefallen viele Aufzählungen machen es schwer das Geschehen im Auge zu behalten. Eingewöhnungsphase, Staunen über die ungewöhnliche Ausdruckweise, trotzdem Eintauchen in die Gefühlswelt der einzelnen Handelnden, roten Faden festhalten und siehe da! Belohnung. Es tauchen klare Hinweise auf, was mit dieser zerrissenen Familien geschehen ist. Erst ganz leise, dann wird Yvonne Adhiambo Owuors Stimme immer kräftiger. Und die Handlung zum Glück immer klarer.
Ich habe mich mich mitreissen lassen und fand mich trauernd und zeitweise ängstlich im fernen Afrika als Beobachter wieder. Wer dazu Lust hat und sich einlassen mag, dem lege ich dieses wunderbare Debut ans Herz. Nicht zu vergessen! Hut ab vor der Übersetzerin. That was definitely not easy!