Killer-Trio versetzt Zeitungsredaktionen in Angst

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evaczyk Avatar

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Voll filmreifer Dramatik und Gewalt, zugleich aber auch Auseinandersetzung mit der so gar nicht fiktiven und nicht auf Schweden beschränkten Feindschaft der Neuen Rechten und nationalistischer Extremisten auf liberale Medien: Mit "Der Patriot" hat Pascal Engman einen packenden Thriller geschrieben. Ein mordendes Trio hinterlässt in Schnweden eine Blutspur, nicht unähnlich der Terrorgruppe NSU. Ihre Opfer sind jedoch nicht Migranten, sondern Journalisten, die sich in ihren Artikeln für Toleranz und eine offene Gesellschaft ausgesprochen haben.

Zwei weitere Erzählstränge befassen sich mit dem aus Syrien stammenden Taxifahrer Ibrahim, der ein stolzer neuer Schwede ist, aber in eine auswegslose Situation gerät, als er eine Entscheidung zwischen der Liebe zu seiner Familie und der Liebe zu seiner skandinavischen Heimat treffen muss, und mit dem früheren Fremdenlegionär August, der in Chile als Leibwächter für einen russischen Mafioso arbeitet.

Die zunächst eher verschlungene Handlung zwischen Chile und Schweden nimmt an Fahrt auf, als August in Folge einer blutigen Gangsterfehde fluchtartig nach Schweden zurückkehrt, wo seine alte große Liebe mittlerweile eine renommierte Journalistin ist. Mit ihren liberalen Ansichten, mit ihrem Bekenntnis zur multikulturellen Einwanderergesellschaft gerät auch sie ins Visier der Rechtsterroristen.

Pascal Engman kennt den Hass, der Journalisten aus der rechten Ecke entgegenschlägt. Er war selbst ein bekannter Reporter, der zur Literatur wechselte - nicht zuletzt wegen der Drohungen, die ihm und seinen Kollegen entgegen schlugen.

Die selbsternannten Stadtguerilleros, deren Kalkül ist, dass tote Journalisten eher wenig Mitgefühl auslösen, wirken in ihrer Argumentation erschreckend real. Denn nicht nur in Schweden sehen sich Reporter, die gegen Muslimfeindlichkeit und Fremdenhass anschreiben, die kritisch über Rechtspopulisten und nationalistische Strömungen berichten, Angriffen ausgesetzt - von "fake media"-Vorwürfen über "Lügenpresse"-Beschimpfungen bis hin zu körperlichen Attacken gerade auf die leicht zu identifizierenden Kamerateams und Fotografen etwa in Dresden oder Chemnitz.

Das macht diesen harten und blutigen, zugleich hochspannend geschriebenen Thriller so aktuell. Wie gerne möchte man beim Lesen die Denkweise des Terror-Trios ins Reich der Phantasie verweisen. Aber ein Blick in soziale Medien, in die Kommentarspalten mancher Internetportale zeigt - die aufgeheizte Stimmung gegen Medienvertreter ist kein Phantasieprodukt. Die Argumente der "Patrioten" lassen sich ohne große Mühe auch hierzulande finden, wenn um Einwanderung und Toleranz gestritten wird. "Der Patriot" verbindet Spannung mit viel Stoff zum Nachdenken.