Ein nachhallender Auftakt

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herr_stiller Avatar

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Offene See war nicht nur der Favorit des unabhängigen Buchhandels, sondern auch mit Abstand mein Lieblingsbuch 2020, das lange nachhallte.

Dass nun bereits Benjamin Myers nächstes Buch veröffentlich wird, ist für mich also sowas wie die Literatur-Nachricht des Jahres.

Und es wird wortgewaltig: "Die Regenbogenschlucht. Der Sumpf des Schlafes. Die Länder der Sterilität. Der See des Todes." Es gibt wohl derzeit keinen Autor, der derart poetisch die Landschaft Englands beschreibt, abgesehen von Naturliteraten wie dem großartigen Robert McFarlane.

Zwei Freunde, die sich lange kennen und schätzen und das ohne es sentimal-nostalgisch-verkitscht abzufeiern, weißt du noch, damals. Zwei Männer, völlig unterschiedlich, aber beide mit einer gemeinsamen Idee, die einem gemeinsam Kodex untersteht. Den perfekten Kreis zu schaffen in Englands Kornfeldern.

Ist es eine Art Therapie? Ist es eine Wissenschaft? Ist es das gemeinsame Lebenswerk, über das man die beiden Männer, Redbone und Calvert, eines Tages definieren wird oder zumindest etwas, auf das sie irgendwann zurückblicken können, dann doch etwas sentimal-nostalgisch-verkitscht?

Ein intensiver, ein rastloser Auftakt, wunderbar geschrieben, den Leser sofort in einen Sog ziehend, genauso wie schon Offene See. Vielleicht der nächste Liebling des unabhängigen Buchhandels, der nächste Liebling in meinem Regal - auch wenn es bereits so wirkt, als sei dieses Buch emotional schwerer als der 2020er Myers. Und vielleicht noch länger nachhallen wird.