Atmosphärischer Roman mit Tiefgang

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leseprinzessin1991 Avatar

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In dem Roman "Der perfekte Kreis" von Benjamin Myers geht es um zwei Außenseiter namens Redbone und Calvert, die gemeinsam nachts auf Feldern Kornkreise erzeugen.
Das klingt zunächst nicht besonders spannend, da keine Liebesgeschichte oder Kriminalfall der Handlung zugrunde liegt. Und tatsächlich ist dieser Roman keiner, den man in einem Rutsch durchliest oder den man vor Spannung kaum beiseite legen kann. Doch das ahnt man, wenn man die Leseprobe gelesen hat.
Die Stärke dieses Buches liegt nämlich in der Atmosphäre und der Sprache. Hier ist kein Satz zufällig, kein Wort zu viel und jeder Absatz hat einen tieferen Sinn. Der Autor gewährt uns Einblicke in das Gedankenleben zweier Männer, die zu Außenseitern in der Gesellschaft geworden sind. Beide sind enttäuscht von der Welt und versuchen durch ihre Kornkreise auf diese einzuwirken. Es handelt sich bei den Kreisen um komplizierte Formationen, die gut und sorgfältig geplant sind. Währenddessen sie die Kreise ziehen, gibt es einige Beschreibungen von der Landschaft Südenglands. Der Autor beschreibt so anschaulich, dass man sich fühlt, als sei man selbst Teil von ihr. Besonders gut hat mir auch gefallen, dass der Autor die Berichterstattung der Medien über die Kornkreise aufgreift. Die Reaktionen verschiedener Gruppierungen der Gesellschaft verdeutlichen noch einmal den Kontrast zu den Protagonisten und zeigen die politischen Defizite auf.
Insgesamt muss man mit Offenheit und Geduld an diesen Text herangehen, wird allerdings auch mit schönen Metaphern und wortreicher Sprache entlohnt. Viele Fragen, die sich Calvert und Redbone stellen, sind philosophischer Natur und haben auch mich als Leserin ins Reflektieren gebracht.