ein feuerwerk an bildlicher sprache, ein roman über freundschaft, schönheit und das leben

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
blätterwald Avatar

Von

Wie schon in seinem Debütroman überzeugt der Brite Myers mit seiner Sprache, die im heutigen Sprachgebrauch wohltuend wirkt. Manch einem mag diese doch sehr bildgewaltige Sprache zu anstrengend sein. Doch es lohnt sich, sie genauer wahrzunehmen, denn Myers erzählt dem geneigten Leser so mehr als in dem Buch eigentlich steht.
Der heiße Sommer 1989 in England bildet den Rahmen. Es ist schon recht seltsam beim Lesen gewesen, sich immer wieder zurückzuversetzen in eine Zeit, in der es noch keine Handys gab, geschweige denn das allgegenwärtige Internet. Redbone und Calvert, zwei Freunde, kauzig wie man meinen möchte, typische Briten würde ich sagen. Der eine ein Art Punkmusiker und der andere ein ehemaliger Soldat. Beide nicht gerade geschwätzig, aber sehr verlässlich und sie beide eint ihre Leidenschaft. Das Erschaffen von Kunst, von etwas kurzlebigem, aber doch intensiven, welches die Gemüter erhitzt und erregt. Kornkreise, die zu der Zeit sowas wie en vogue waren.
Der Leser darf dabei sein, wenn sie ihre Kunstwerke planen und erschaffen. Er ist Zeuge einer ungewöhnlichen Männerfreundschaft, die wiederum so ungewöhnlich auch nicht ist. gegensätzlicher können sie nicht sein, aber das eint sie auch. Es gibt viele vorsichtige Wortspiele und der Autor gibt dem Leser ausreichenden Spielraum, sich mit den Protagonisten auseinanderzusetzen.
Ein Roman, der fast wie aus der Zeit gerissen wirkt. Gar nicht Aufmerksamkeit heischend. Sanft und fast behäbig geht ein Tag in den nächsten über und Redbone und Calvert wollen den perfekten Kreis erschaffen. Das Nonplusultra. Dürfen sie das, können sie das? Würde das nicht das Ende ihrer Freundschaft bedeuten?
Aber es geht in diesem Roman mehr als nur um die Freundschaft, um Kornkreise. Es geht tiefer, wenn man es zulässt. Um die Schönheit der Natur, um das Bewahren selbiger. Um den Menschen und sein Eingreifen in den Kreislauf. Um das Leben auf der englischen Insel. Um das Leben. Und das alles eingehüllt in eine Sprache, deren Wirkung verblüffend ist. Ein Roman, den man nicht nur liest, mit den man sich befassen muss.
Wenn wir nicht achtsamer umgehen mit dem, was wir haben und was wir sind, dann gibt es auf dieser Erde nichts schönes mehr. Und der perfekte Kreis? Das kann so viel mehr sein als der perfekte Kornkreis. Seien wir achtsam.