Ein Juwel

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si_liest Avatar

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Bücher wie dieses muss man ganz langsam lesen, man muss sie genießen. Nur selten findet man ein Buch, das sprachlich und inhaltlich so hochwertig daherkommt und das einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt.
Südengland, im Sommer 1989: Zwei Männer, beide vom Leben gezeichnet – der eine von Drogen und Alkohol, der andere von seinem Einsatz als Soldat im Falklandkrieg -, machen sich auf, um den perfekten Kornkreis zu gestalten. Die Muster, die sie ins Korn drücken, werden akribisch geplant und nur so ausgeführt, dass niemand zu Schaden kommt. Um anonym zu bleiben, arbeiten sie ausschließlich nachts, wobei sie auf unterschiedlichste Personen treffen und diverse Situationen meistern müssen. Die beiden Männer sind durch eine leise, achtsame Freundschaft verbunden, wobei am Ende offenbleibt, ob diese Freundschaft überdauern wird.
Benjamin Myers schreibt so schöne Sätze, dass es eine Freude war, das Buch zu lesen. Die Naturbeschreibungen sind poetisch und intensiv (dies hat mich ein bisschen an „Der Gesang der Flusskrebse“ erinnert), so dass es manchmal fast ein bisschen übertrieben wirkt. In den einzelnen Kapiteln, die jeweils die Entstehung eines Kornkreises beschreiben, wird eine subtile Kritik an unterschiedlichen gesellschaftlichen Themen sichtbar (z.B. Umweltverschmutzung, Vandalismus). Sehr gelungen fand ich auch die Zeitungsmeldungen jeweils am Ende der Kapitel, in denen die abstrusesten Theorien über die Entstehung der Kornkreise aufgestellt werden, wobei die tatsächliche Erklärung sehr simpel ist.
Ein wunderbares, poetisches, philosophisches Buch über die Natur und über die Freundschaft, aber auch mit leiser Kritik an aktuellen Themen!