Eine philosophische Mission

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Benjamin Myers hat mit seinem neuen Roman „Der perfekte Kreis“ eine prägnante und zeitlose philosophische Parabel auf die Menschheit, Natur und Freundschaft geschaffen – wie aus der Zeit gefallen und doch hoch aktuell.

Der Aussteiger Redbone und Ex-Soldat Calvert sind eng befreundet – beide kennen die Dämonen, Traumata und Schattenseiten des anderen, sind füreinander da, aber lassen sich auch alle Freiräume zum Entfalten und Denken. Im Südwesten Englands verbindet sie im Jahre 1989 eine gemeinsame, leidenschaftliche Mission: Sie kreieren die schönsten, mystischsten und außergewöhnlichsten Kornkreise in den weiten Feldern, die die Menschheit je gesehen hat. In geheimen nächtlichen Aktionen philosophieren sie über die Umwelt, Menschheit und sich selbst – schaffen unglaubliche Muster im Korn, treffen Umweltverschmutzer und andere Gestalten und bleiben wie Banksy mit ihrer einzigartigen Kunstform anonym. Doch die Medien und die Menschen sind fasziniert über die Kornkreise, bilden ihre eigene Erklärungen, wer diese Schönheit schaffen kann – Außerirdische müssen am Werk sein, Ufos werden gesichtet. Doch für die zwei unterschiedlichen und doch symbiotischen Freunde gibt es nur ein Ziel ihrer Mission: Hoffnung stiften und der Menschheit die Augen für ihr Land und die Schutzbedürftigkeit der Umwelt öffnen:

„Sie sind Teil einer wortlosen Erzählung, die über Sprachbarrieren hinausgeht und für manche zur Metapher wird, für andere zum Mythos und für fast alle außer uns zum Mysterium. Sie erzählen eine sonderbare Geschichte, schaffen ein Narrativ. Vor allen sind sie etwas, woran man in zynischen Zeiten glauben kann.“ S. 183

Mit detaillierten Naturbeschreibungen, philosophisch wunderschönen Gedankengängen und vielen bildgewaltigen Metaphern erzeugt Myers eine dichte, soghafte und subtil spannende Atmosphäre – die Kapitelüberschriften tragen fantasiereiche Namen der Kornkreise, Zeitungsartikel werden miteingeflochten. Der Fokus liegt nicht auf einem handlungsstarken Plot, sondern dem Existenziellen dahinter und zwischen den Zeilen. Poetisch, aber auch humorvoll und erdig in der lyrischen Prosa folgt der Leser gebannt und fasziniert der monumentalen Mission von Redbone und Calvert, die einem übergeordneten Sinn folgt. Eine intelligente und sprachlich ergreifende Geschichte, die immer wieder gelesen werden kann!