Fantasievoll und ungewöhnlich

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gudrun_4 Avatar

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Das außergewöhnliche Cover hat mich magisch angezogen und diese Magie ist durch das gesamte Buch zu spüren. Es ist schon ein bisschen verrückt, über die 1989 in Südengland gehäuft auftretenden Kornkreise, ihre sehr realen, aber anonymen Schöpfer und die Reaktionen der Bevölkerung und der Presse zu lesen. 
Aber es ist eine durchaus realistische und amüsante Sicht auf solche "mythischen" Ereignisse. Episodenhaft erzählt das Buch, gebunden an die die zehn im Laufe des Sommers entstehenden Objekte, die prägenden Erlebnisse in der Vergangenheit der beiden Protagonisten und macht dadurch deutlich, was sie antreibt, warum sie so und nicht anders können.
Redbone und Calvert haben ganz unterschiedliche Lebensläufe, aber beide haben viel Leid und Ungerechtigkeit gesehen und erlebt. Sie sind keine Philosophen, doch sie ziehen Schlüsse aus allem Erlebten und Beobachteten, die durchaus Allgemeingültigkeit haben; zum Beispiel die Diskussion um den perfekten Kreis, als Redbone behauptet, das nichts Menschengemachtes je perfekt sein könne.
Sie haben begriffen, dass Kriege und Streit nichts bringen, sondern nur zerstören. Deshalb finden sie Kraft in ihrer Leidenschaft für fantasievolle, noch nie da gewesene Kornkreise:
"Etwas zu erschaffen, das betört und verblüfft, das begeistert und verwirrt - etwas so Fantastisches und Faszinierendes und Unerwartetes -, etwas, das über Nacht auftaucht wie ein Pilz aus der Erde, ein Geschenk an die Menschen, … , ein radikales und wohltätiges Werk reinster und höchster Güte."
Dieses Buch ist nichts für Leute, die beim Lesen eine spannende Handlung zum Abschalten brauchen. Wenn man Freude an bilderreichen Landschaftsbeschreibungen, lebendigen Naturszenen sowie an skurrilen Gedankengängen und humorvollen Dialogen hat, kann man sich sehr wohl in diesen Geschichten fest lesen, über die Widersprüche des Daseins oder die Schönheit der Natur sinnieren und neue Sichten auf das Alltägliche gewinnen.
Ich habe die Lektüre genossen.