Kunst rettet Seelen.

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Kurzmeinung: Redbone und Calvert reißen alles heraus!


Redbone und Calvert haben ihre Gründe. Warum sie in den langen Sommernächten Englands Kornkreise schaffen. Sie sind anonyme Künstler, ihre Werke sind eigenwillig bis großartig, allerdings vergänglich wie alle Schönheit auf Erden. Die Hingabe an ihr Werk rettet ihre Seelen, denn die Gesellschaft würde sie als von ihr ausgespuckte Typen bezeichnen.

Mit Redbone und Calvert hat Benjamin Myers ein sehr liebevolles spinniges Männerpaar geschaffen, das einem unwillkürlich ans Herz geht. Geht gar nicht anders. Sie machen Spaß. Und die beiden retten Myers den Arsch, äh, den Roman. Denn seine von vielen Rezensenten vielgepriesene poetische Sprache wirkt sowohl aufgeblasen wie manches mal sogar lächerlich. Es ist nicht nur so, dass allzuviele Metaphern ungesund sind, sie sind teilweise nicht mal mehr schräg, sondern völlig überzogen, aufgepumpt und überstrapziert. Dem Narrativ nicht angemessen.

Doch die beiden Protagonisten, die ihre Tätigkeit so ernst wie Wissenschafter nehmen und für bahnbrechend halten: „Diese neue Formation ist eine Anspielung auf zwei unserer wegweisenden Arbeiten vom letzten Sommer“, sind einfach liebenswert. Charaktere kann er also, der Herr Myers. Und wie. Und schreiben kann er eigentlich auch, nur, dass ers halt grausig übertreibt und meinen Bogen damit überspannt. Um dem Autoren Myers die Ehre zu geben muss man allerdings hinzufügen, dass neben heftigsten sprachlichen Kloppern auch die allernettesten sprachlichen Einfälle Platz greifen in seinem Roman mit den Kornkreisen.

Liebeswert sind außerdem die Liebe zum Land, die mit zahlreichen eingestreuten Anekdötchen und Hintergrundsinformationen zum Landstrich die Erzählung bereichern sowie kleine Seitenhiebe zum Beispiel gegen die Aristokratie „Na ja, die Hälfte von denen ist sowie so plemplem“, die mich ergötzen.

Fazit: Die überschäumenden, überbordenden Metaphern, mit denen der Roman aufgeplustert und gespickt ist, ich möchte nur beiläufig erwähnen, dass eine Nase mit einem Penis verglichen wird, machen mir den Roman beinahe madig, aber er hat noch eine andere Seite, feinen Humor, Heimatliebe, urige Typen und nette Dialoge.

Kategorie: Gute Unterhaltung.
Verlag: Dumont 2021