Kunstwerk

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1989 tauchen in England Kornkreise auf, deren Ursprung für die Öffentlichkeit unbekannt ist. Es gibt zahlreiche Spekulationen: Außerirdische, paranormale Aktivitäten oder einfache menschliche Randalen?
Dabei stecken die ungewöhnlichen Freunde Redbone und Calvert dahinter. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, Schönheit zu erschaffen, indem sie den perfekten Kornkreis kreieren. Das hört sich nicht sonderlich spannend an, jedoch müssen sie öfter als erwartet um die Wahrung ihres Geheimnisses bangen, haben deswegen sogar einen Kodex aufgestellt. So verschieden Calvert, ein kriegsversehrter Ex-Militär und der Rebell Redbone sind, sie vereint die Abneigung gegen das Establishment und die Liebe zur Natur und zur Kunst, die sie auf ganz eigene Art interpretieren. Sie wollen, dass ihre Kunst überdauert, dass sie Menschen zum Staunen versetzt. Und das Rätselraten amüsiert sie. Redbone ist dabei der Kreative, der sich immer kompliziertere Muster einfallen lässt, die er und Calvert im Schutz der Nacht umsetzen. Heraussticht die Kritik an der Konsumgesellschaft und an der menschlichen Gier. Die beiden Freunde machen das alles nicht wegen des Geldes oder des Ruhmes, sie wollen nur etwas Schönes erschaffen. Diejenigen, die Profit daraus schlagen, sind die anderen.

Benjamin Myers Sprache ist außergewöhnlich. Ich hatte schon „Offene See“ von ihm gelesen und war begeistert. Auch darin ging es um eine besondere Freundschaft; diesmal ist es kompakter, aber noch sprachgewaltiger. Metapher reiht sich an Metapher; man merkt, dass ein Lyriker am Werk war. Dabei bedient er nie Klischees, sondern spielt originell mit der Sprache. Ich habe es wieder sehr genossen. Und obwohl es ein dünnes Buch mit gerade mal 219 Seiten ist, fährt man mit den Freunden in die Nacht, um dabei zu sein, wenn sie wieder ein Kunstwerk erschaffen. Diese einmalige Liebe der beiden Männer überträgt sich. Ein Buch wie ein Gedicht, dabei gehöre ich zu denjenigen, die Lyrik nicht viel abgewinnen können. Es ist ein literarisches Kunstwerk.