Nett, aber belanglos

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fraedherike Avatar

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„,Menschenskind, du bist ein Vollpfosten.‘ – ‚Ein Pfosten ist sehr nützlich.‘“

Es ist das Jahr 1989, Südengland. Seit einigen Wochen überschlagen sich die Zeitungen mit Berichten über mysteriöse, außergewöhnlich geformte Kornkreise, die über Nacht in Weizenfeldern auftauchen. Sind sie das Werk von Aliens, extraterrestrischen Wesen, die den Erdbewohnern etwas mitteilen wollen? Die Antwort auf diese Frage wissen nur Redbone und Calvert. Die beiden Männer verbindet, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein können, eine lange Freundschaft, ja, eine Verbundenheit, die über Worte hinausgeht. Während Redbone, der bärtige, ständig Sonnenbrille tragende Raver, zufälligen Eingebungen folgend die ausgefallenen Kreisformationen skizziert und ihre Umsetzung plant, kümmert sich Calvert, der frühere Soldat, darum, das passende Feld auszusuchen und Informationen über die Ortschaft und ihre Bewohner einzuholen. Gemeinsam wollen sie etwas für die Ewigkeit schaffen, einen Mythos nähren, ein Zeichen setzen. Aber es sind nicht nur die Kreise, die ihre Gedanken bewegen: die klimatischen Veränderungen, immer längere Dürrezeiten, und nicht zuletzt auch ihre jeweilige traumatische Vergangenheit und deren Auswirkungen auf ihr gegenwärtiges Sein belasten sie. Wäre da nicht ihr Mantra: „Solange ich atme, hoffe ich.“

In seinem neuen Roman „Der perfekte Kreis“ (OT: The Perfect Golden Circle, übertragen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann) erschafft Benjamin Myers mit poetisch erhabener, humorvoller Sprache nicht nur ausdrucksstarke Bilder der Landschaften Südenglands, vielmehr erzeugt er eine heimelige, folkloristische Atmosphäre, die sich wie ein wärmender Sonnenstrahl um mich legte. Die Protagonisten Redbone und Calvert sind komplex und vielschichtig gezeichnet, je weiter ihre gemeinsame Mission voranschreitet, desto offensichtlicher werden frühere Traumata, desto mehr erfährt man über die verschrobenen Männer und bekommt eine Ahnung davon, wieso sie eben diesen Traum der Kornkreise verfolgen. Ebenso prägnant beschreibt Myers die Gefahren und Auswirkungen des Klimawandels, die in der damaligen Zeit mit Sicherheit noch keine derartige Beachtung gefunden haben wie heute, aber bereits erste Schatten werfen. Der Schreibstil ist wohltuend sanft und flüssig, und gleichsam gemütlich und monoton plätschert die Geschichte vor sich hin. Es passiert wahrlich nicht viel, Handlung und Ausführung sind sehr reduziert, wenn auch wirklich zauberhaft zu lesen, aber letztlich ist die Geschichte nur eine nette Beschreibung eines Sommers, eine Momentaufnahme der englischen Flora und Fauna, mehr gab sie mir leider nicht. Nichtsdestotrotz hat es mir sprachlich sehr gefallen, und eine kleine Auszeit mit englischem Landhaus-Flair ist ja auch nicht verkehrt.

Herzlichen Dank an den @dumontbuchverlag für das Rezensionsexemplar!

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