Der Briefträger & das Leben der anderen

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amara5 Avatar

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Kalabrien, in den späten 1960er-Jahren: in dem idyllischen Dorf Girifalco geht es gemütlich zu, das Spannenste sind die anstehenden Kommunalwahlen.
Doch mittendrin spielt ein nostalgischer, einsamer Einzelgänger mit den Schicksalen und Zufällen in der Dorfgemeinde - der Briefträger!

Die Leseprobe ist sprachlich sehr stimmig und poetisch-philosophisch angehaucht - der Leser taucht ein in die Gedankenwelt und Handlungsabsichten des Postboten, der Briefe geheim öffnet, handschriftlich kopiert und zuhause sammelt wie menschliche Gefühle. Für ihn ist es nicht nur ein Beruf, er analysiert die Menschen, was sie schreiben und wie sie hinter den Fenstern auf ihre Post warten. Er taucht tief ein in die (Brief-)geheimnisse der Dorfanwohner, das Sammeln und Öffnen der Post wird zur Sucht, das Leben der anderen fließt in seine Einsamkeit - und auf seine Weise will er ein Gleichgewicht herstellen, indem er in die Briefkorrespondenz eingreift und die Fäden im Leben anderer neu miteinander verflechtet.

Doch der Postbote, der bei anderen so gerne das Schicksal lenken möchte, hütet selbst einen Brief, den er nie abgeschickt hat - was es mit diesem auf sich hat, würde ich gerne erfahren! Eine außergewöhnliche Geschichte in einem nostalgischen Süditalien.