Fadenzieher im Hindergrund

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kleinerdrache Avatar

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„Der Postbote von Girifalco oder Eine kurze Geschichte über den Zufall“ ist der Debütroman des italienischen Schriftstellers Domenico Dara erschienen im April 2019 im Kiepenheuer & Witsch Verlag. Der Roman, welcher dem Debütanten zahlreiche Preise eingeräumt hat, spielt in Süditalien im Jahr 1969. Der Protagonist ist der Postbote von Girifalco. Er führt ein zurückgezogenes, genügsames Leben als Junggeselle in dem kleinen Dorf. Vor allem interessiert er sich für Zufälle und deren Philosophie. Als Postbote nimmt er sich heraus Kopien von allen Briefen an und von den Dorfbewohnern anzufertigen und nach seinem einigen ermessen ab und zu in der Schicksal einzugreifen. Doch innerhalb von kurzer Zeit kommen gleich mehrere Briefe die seine Aufmerksamkeit erregen und sein ganzen Geschick als Fadenzieher im Hintergrund erfordern.

Daras Schreibstil ist sehr leicht, stellenweise richtig elegant. Trotz hat es eine ganze Weile gedauert bis ich mich in dem Roman zurecht gefunden habe. Einer der Gründe ist wahrscheinlich die Masse an Personen die auftauchen. Hier war es manchmal, trotz des vorhanden Personenregisters, sehr schwer die Übersicht zu behalten. Der Protagonist ist ein wenig kauzig, aber durchaus sympathisch. Seine Handlungen kann man nicht unbedingt nachvollziehen, aber zu ihm passen sie gut. Die weiteren Charaktere werden zwar meist nur sehr knapp, dafür aber umso treffender vorgestellt.

Die Idee der Geschichte fand ich sehr interessant und die Umsetzung insgesamt Gelungen. Es ist ein ruhiger Roman, der einem einen guten Einblick ins damalige Dorfleben in Süditalien gibt. Trotz einiger Schwächen gibt es von mir einer klare Leseempfehlung. Wenn man sich auf die Geschichte und den Schreibstil einlassen kann, bekommt man viele Facetten gezeigt. Mal muss man schmunzeln, mal ist es traurig, an anderer Stelle wird man zum Nachdenken angeregt.