Hat mich nicht so richtig fesseln können

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tänja_radi Avatar

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Diesen Roman habe ich mir nach der Leseprobe ausgesucht, weil ich den Schreibstil direkt mochte. Es entsteht ein etwas abgehobenes philosophische Flair, ähnlich wie bei "die fabelhafte Welt der Amelie".

Der Postbote als Protagonist des Buches ist, obwohl er sehr speziell ist, ein Sympathieträger. Man neigt dazu, ihm sein eigentlich unentschuldbares Verhalten, fremde Briefe zu öffnen und zu kopieren, direkt zu verzeihen. Zusätzlich widmet sich der Eigenbrötler intensiv dem Sammeln und Analysieren von Zufällen. So entsteht ein skuriller aber doch liebenswerter Charakter. Trotz seines Fehlverhaltens versucht er auf dem Weg der Tugend zu bleiben und nutzt sein unberechtigt erlangtes Wissen, um den Dorfbewohnern Gutes zu tun.

Der Postbote lässt sich durch das Geschehen treiben und ebenso plätschert auch die Handlung dahin. Der Autor springt von einem Ereignis zum anderen. Auf mich wirkte die Erzählung dadurch fahrig und ich merkte, wie auch meine Gedanken beim Lesen immer wieder abschweiften. Da sind so viele Personen ohne Zusammenhang und es dauert allein 200 Seiten diese alle kennenzulernen.

Das Ende ist völlig offen und ich bin bis dahin der Meinung geblieben, dass ein fester Handlungsstrang fehlte. Es geht viel um die Kraft des Zufalls und wie sehr eine einzelne Entscheidung eine große Menge Menschen und deren Leben beeinflussen kann. Mir geht dieser philosophische Part zu Lasten der Storyline. Ich habe das Gefühl, am Ende des Buches nicht mehr zu wissen als zum Anfang. Damit war es für mich nicht ganz das richtige Buch.

Ich möchte viele Ansichten und Gedankengänge, die Domenico Dara entwickelt. Aber ich habe das Gefühl er hat sich darin irgendwie "verfranzt". Die Geschichte läuft auseinander ohne wieder zusammen zu finden. Man muss Muse haben, sich mit dem Postboten treiben zu lassen, sonst wird man enttäuscht sein.