In Girifalco die Realität ein paar Stündchen hinter sich lassen

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lacastra Avatar

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Kommen wir zuerst zum namensgebenden Postboten des verschlafenen Städtchens.
Dieser liest nicht nur mit großer Neugier alle Briefe, bevor er sie den Empfängern zustellt, sondern verändert diese bei der Gelegenheit gleich noch nach seinem Empfinden, um so zum Beispiel in Liebesdingen nachzuhelfen oder diverse andere Situationen zu beeinflussen. Dabei kommt ihm sein ganz spezielles Talent zu gute, sämtliche Schriften perfekt "kopieren" zu können (ich sage mal nicht "fälschen"). Zu was das am Ende führt und in wie weit bestimmte Zufälle eine Rolle einnehmen, das kann jeder Leser selbst erleben.

Die Idee der Story hatte mich direkt beim Klappentext schon neugierig gemacht und über weite Teile des Romans hat mir die Handlung auch durchaus gut gefallen.
Teils fühlt man sich beim Lesen aus der Zeit entrückt oder fast wie in einem modernen Märchen, jedoch bleiben für mich am Ende doch ein paar Kritikpunkte.
Zum einen wirkt die Handlung manchmal etwas gestreckt und künstlich in die Länge gezogen, da hätten dem Buch eventuell ein paar Seiten weniger auch nicht geschadet.
Zum anderen tauchen derart viele Charaktere in diversen Nebensträngen der Handlung auf, dass ich mich fast schon ein wenig an George R. R. Martins "Das Lied von Eis und Feuer" (vielleicht besser bekannt als Game of Thrones) erinnert fühlte. Allerdings soll das kein allzu großer Kritikpunkt sein, man muss sich nur manchmal etwas konzentrieren um nicht den Überblick zu verlieren.

Insgesamt ist "Der Postbote von Girifalco" ein gutes Buch für unaufgeregte Sommerabende im Garten oder auf der Terrasse, an denen man die öde Realität ein paar Stunden hinter sich lassen kann.