Kommt mit, ihr Leser, kommt mit auf eine wunderschöne italienische Reise

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
kleine hexe Avatar

Von

Domenico Dara hat uns hier ein kleines Juwel in Prosa präsentiert. Ein Roman der sich wie ein Fluss durch die wunderschöne Landschaft Kalabriens schlängelt. Und jeder Mäander ist die Geschichte oder das Schicksal eines Menschen oder einer Familie aus Girifalco. Es handelt sich um Geschichten die vom Postboten im Stillen aufgedeckt und sofern es ihm möglich ist, zum Guten gewendet werden. Nur sich selber kann der Gute leider nicht helfen. Dabei ist der Postbote ein Mensch dem alle im Dorf Sympathie und Wertschätzung entgegenbringen. Mit seinen Marotten wird er auch uns lieb. Er sammelt Zufälle, notiert und nummeriert sie, erkennt in Nichtigkeiten solch Zufälle, wie z. B. der Stein im Schuh den er den ganzen Tag mit sich trägt, der am Abend jedoch verschwunden ist. Aber so ein Zufall!
Alle anderen Mäander des Romans schließen sich zu wunderschönen Erzählkreisen gegen Ende der Geschichte, sei es dass anstelle des verschwundenen Sohnes seine schwangere Ehefrau auftaucht und also nun ein Enkel im Haus ansteht, oder die Machenschaften korrupter Politiker aufgedeckt werden, notorische Ehebrecher ihre gerechte Strafe erhalten, oder Liebende im Tod endlich vereint werden, alle diese Schicksale erfüllen sich, aber der Briefträger vermag es nicht, sich selber zu leiten. So ist auch seine Geschichte der einzige Kreis der sich nicht schließt. Es bleibt uns überlassen, den Kreis in unserer Phantasie und so wie es uns gefällt, zu schließen. Wohin mag es Odysseus Stranieri letztendlich verschlagen? Nach seinem Traumland Patagonien, in die Schweiz zu Rosa, nach Argentinien, oder als Eremit in ein anderes kalabrisches Dorf? Der Leser wünscht sich dieser Erzählfluss würde noch viele solcher Mäander ziehen, der Roman noch viele liebenswerte Menschen Kalabriens zu Wort und Tat kommen lassen.
Die Sprache ist wunderschön, klar, poetisch, regt uns zum Nachdenken an, manchmal auch zum Schmunzeln. Die vielen italienischen Namen mit deren Abkürzungen und Spitznamen tragen bei zum Lokalkolorit, unterstützen die sonnige heitere Atmosphäre, die über Girifalco liegt, trotz hoher Arbeitslosigkeit und mancher Not der Menschen.
Ob das Titelbild aus Girifalco selber stammt? Auf jeden Fall ist es zeitlos und wunderschön. Und sehr italienisch.
Das Buch hätte eigentlich mehr als nur fünf Sterne verdient.