Poesie und Leichtigkeit

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Der Postbote von Girifalco oder Eine kurze Geschichte über den Zufall ist der Debütroman des Autors Domenica Dara und beginnt im Jahre 1969, das Jahr der ersten Mondlandung.
Der Postbote des kleinen süditalienischen Ortes ist ein einsamer träumerischer Mensch, der aber seine Lebensaufgabe gefunden hat, die ihn mit vielen Menschen wie durch gesponnene Fäden verbindet
Irgendwann hat er begonnen, die Briefe der Bewohner zu lesen, sie abzuschreiben und zu archivieren. Im Laufe der Zeit hat er das immer mehr verfeinert, jeder Kaffeefleck oder ein Siegel sogar sind kein Hindernis, eine genaue Kopie zu erstellen. Mitunter greift er auch einmal in die Korrespondenz ein, wenn er denkt, dass das nötig wäre. Denn er hat außergewöhnliche kalligraphische Fähigkeiten, er kann jede Handschrift nachmachen, und warum sollte er dieses Talent nicht nutzen, hat er sich gedacht.
Daneben beobachtet der träumerisch philosophierende Postbote seine Mitmenschen, nicht nur die Frauen am Abend durch die Fenster , das Treiben auf den Balkons, vor allem auch, wie die Bewohner des Örtchens auf die Post warten und wie sie reagieren.
Es ist nicht nur Neugier, es ist für ihn eine ordnende Tätigkeit, mit dem Anspruch, das Leben sovollständig wie möglich einzufangen, nicht nur das, was man sieht, auch das was sich im Geheimen abspielt. Das sind nicht nur die Sehnsüchte und Ängste und Kümmernisse, da geht es auch um Politik und Mauscheleien. Und dass der Bürgermeister in dieser beschaulichen Gegend einer Mülldeponie Raum geben will, das passt ihm so gar nicht.
Der Roman ist wunderbar leichtfüßig geschrieben, poetisch und etwas nostalgisch im Ton, aber auch philosophierend über das Leben und den Sinn und die Zufälle im Leben.