Ein Agent im Spanischen Bürgerkrieg - wie mit dem genauen Blick eines Schlachtenmalers beobachtet

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Im Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) bestanden enge Beziehungen zwischen dem Putschisten des Generals Franco, dem nationalsozialistischen Deutschland und deutschen Rüstungsunternehmen. Kurz bevor das Deutsche Reich im Herbst 1936 die Franco-Regierung anerkennen wird, spielt der erste Band von Antonio Pérez-Revertes Agenten-Reihe um Lorenzo Falcó. Es sind chaotische Zeiten, in denen „jede politische Gruppierung ihren eigenen Geheimdienst und ihre eigene Miliz“ hat.

Das erste Kapitel zeigt bereits Falcós Dilemma auf. Als Agent muss er sich jederzeit auf seine Menschenkenntnis und seine Reflexe verlassen können. Als Befehlsempfänger hat er Aufträge des spanischen Geheimdienstes auszuführen und nicht zu diskutieren. Wie wird er reagieren, wenn Pflicht und Instinkt sich nicht vereinbaren lassen? Auf der Zugfahrt von Paris nach Barcelona soll Falcó eine Frau identifizieren. Er durchschaut die elegante Erscheinung sofort. Sie ist nicht die Dame von Welt, die sie zu sein vorgibt. Seine sorgfältige Beobachtungsgabe ist Lorenzo Falcós Kapital als Mitglied der Spezialeinheit Grupo Lucero. Der nächste Auftrag der Gruppe wird die Befreiung des prominenten Falangisten-Führers José Antonio aus dem Gefängnis von Alicante sein. Dabei arbeitet Falcó u. a. mit einer kleinen lokalen Zelle zusammen, die aus nur drei Mitgliedern besteht, darunter zwei Frauen. Falcó wirkt wie ein als Kavalier verkleideter Schurke, eine Rolle, mit der er bei Frauen offenbar Schlag hat. Fragt sich nun, ob der Mann aus gutem Haus, der als Kadett gleich wieder aus der Marine-Akademie entlassen wurde, seine private und seine dienstliche Sicht auf Frauen miteinander vereinbaren kann. ... In Spanien ist der zweite Band „Eva“ bereits erschienen.

Mit Lorenzo Falcó hat Pérez-Reverte eine charismatische Agenten-Figur geschaffen, die das Leben für einen einzigen Spielplatz hält und ihren Kopf bisher offenbar immer gerade rechtzeitig aus der Schlinge ziehen konnte. Der spanische Autor beobachtet die Ereignisse mit den Augen seines Agenten so exakt wie ein Fotograf oder ein Maler ein Model betrachten würden.