Ein Faible für Details

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emmmbeee Avatar

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Der Spion Falco soll in Südspanien eine gefährliche Befreiungsaktion durchführen. Ihm zur Seite stehen drei Personen, darunter eine Frau, von der er nicht weiss, was er von ihr halten soll. Als sich die Lage zuspitzt, steht eine grosse Entscheidung an, bei der Falco sich auch auf die Frau voll und ganz verlassen muss, denn es geht einmal mehr um Leben und Tod.
Hier spielt jeder Beteiligte mehrere Rollen, schlüpft in Uniformen, die ihm längst entzogen wurden, zieht Lügen durch, manipuliert querbeet. Was das Buch so lesenswert macht, ist unter anderem die Beschreibung der vielen verschiedenen Rollen, zu denen sich bei einem Krieg die Beteiligten mausern. Neben den Mächtigsten gibt es die blossen Mitläufer, neben den brutal hingeschlachteten Opfern die Kriegsgewinnler, neben den Überzeugten die Intriganten. Beim Lesen kann man sich eines Schauers nicht erwehren, und einmal mehr bin ich dankbar, dass ich in Friedenszeiten leben darf.
Vieles ist bekannt über die Geschehnisse der Dreissiger Jahre in Europa, besonders über die in Deutschland. Wie eng sie aber mit dem franquinistischen Spanien verbunden waren und was dort zu dieser Zeit passierte, entzieht sich den meisten von uns. Im vorliegenden Buch geht es zwar in erster Linie nicht um die Historie, sondern um das, was einen Thriller ausmacht. Trotzdem: Ein Aufladen der geschichtlichen Kenntnisse, so ganz nebenbei, ist nie verkehrt.
Was bei Bewertungen von Büchern oft untergeht, ist die Anerkennung der Übersetzer, die dahinterstehen. Dieses Werk würde in genialer Weise ins Deutsche übertragen. Der Spannungsbogen bleibt von Beginn an straff, die Schilderungen sind plastisch und farbig.
Detailgetreu und gut recherchiert lesen sich die Beschreibungen von Waffen und Strategien. Und die Frage, wer hier Täter und wer Opfer ist, braucht sich gar nicht zu stellen, denn (fast) jeder ist beides, wie auch sonst oft im realen Leben. Und der Preis, den man letztlich zahlt, ist immer zu hoch.