Ein streitbarer Roman

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elmidi Avatar

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Der bekannte Film mit Johny Depp „ Die neun Pforten“ geht auf den Roman „Der Club Dumas“ von Arturo Pérez-Reverte zurück. Da ich diesen Film mehr als einmal und gerne gesehen habe, fiel das neue Buch des Autors, von dem ich bisher noch nichts gelesen habe, direkt in mein Beuteschema.

Die Geschichte spielt zur Zeit des spanischen Bürgerkriegs im Jahr 1936 und folgt dem Spion Lorenzo Falco. Dieser erhält den Auftrag, im damals zweigeteilten Spanien im „roten“ Teil einen dort gefangenen Faschistenführer zu befreien. Schon die Reise in das umkämpfte Gebiet ist ein Abenteuer, aber die verdeckte Arbeit dort, um diese spektakuläre Aktion vorzubereiten, erfordert ganz besondere Charaktere.

Sprachlich bewegt sich die Geschichte auf recht anspruchsvollem Niveau, nicht poetisch und nicht leicht lesbar musste ich konzentriert in das Buch einsteigen. Es gibt für den geschichtlich nicht vorinformierten Leser wie mich keine Brücken, die mir die vielen verfeindeten oder auch befreundeten Gruppen in dieser Zeit erklärt hätten, es existiert auch kein Anhang oder ähnliches, die hier hätte Abhilfe schaffen können. Und so musste ich mich einfach durchhangeln.

Nicht ganz einfach ist auch die Hauptfigur des Romans – Lorenzo Falco ist mir bis zum Ende nicht wirklich sympathisch geworden – er ist ein brutaler und charakterloser Egoist, ebenso unnahbar ist Eva Rengel, die mit Falco die Aktion plant. Die zweite Hälfte des Buches habe ich in einem Rutsch gelesen, hier überschlugen sich die Ereignisse und die Spannung zog an.

Trotz der Kritikpunkte habe ich definitiv kein schlechtes Buch gelesen – nach wie vor finde ich es ein sehr mutiges Unterfangen des Autors, eine solch schwierige Person wie Falco so ungeschminkt und ungeschönt in den Mittelpunkt seines Spionageromans zu stellen. Ebenso fehlt dem Roman der moralische Zeigefinger auf die zu dieser Zeit virulenten Ideologien – ein für mich sehr irritierendes Element. Ein streitbares Buch vielleicht, eins, über das man stolpern muss und vielleicht deshalb auch ein wirklich interessanter Roman. Man muss sich darauf einlassen können.