Farblos und oberflächlich

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Mitten im spanischen Bürgerkrieg 1936, General Franco versucht gerade die verhassten marxistischen Truppen vor Madrid zurück zu drängen, gibt es in Salamanca ein franquistisches Hauptquartier das mehrere Geheimdienste des In- und Auslandes beherbergt. Der Geheimdienst SNIO nimmt dabei eine besondere Rolle ein, hinter vorgehaltener Hand werden die Agenten nur als Müllabfuhr bezeichnet, sind sie doch spezialisiert auf Unterwanderung, Sabotage und Ausschaltung feindlicher Elemente in der republikanischen Zone sowie auch im Ausland. Einer dieser Agenten, Lorenzo Falco kommt gerade von einer Mission zurück, als ihn sein Vorgesetzter darüber informiert, dass demnächst eine größere Operation in Alicante geplant ist. Eine Operation an der anscheinend mehrere Agenten auch ausländischer Dienste beteiligt sein könnten, darunter auch der Deutschen. Dazu muss sich Lorenzo hinter feindliche Linien begeben, über Land in die rote Zone nach Alicante. Dort soll er sich mit einer Untergrund-Zelle von Falangisten treffen.

Vollmundig steht im inneren Buchumschlag:“ Der Auftakt zu einer Serie rund um den charismatischen Spion Lorenzo Falco“. Eine Serie die ich so nicht weiterverfolgen werde, denn dieser Spion ist nur in einem Punkt charismatisch, in der Eroberung von Frauen. Dies tut er ziemlich oft und scheinbar wahllos. Ansonsten ist er kein Sympathieträger, weil er keinerlei Verantwortung übernimmt und von sich behauptet keine politische Überzeugung zu haben und doch steht er auf einer Seite und mordet für diese, schlimmer noch er gehorcht bis auf eine Ausnahme bedingungslos, auch wenn dies unzählige unschuldige Opfer verlangt. Er erkennt zwar dass andere ihn und seine Mitstreiter wie Marionetten tanzen lassen, unternimmt jedoch keinerlei Anstrengungen dies zu ändern. Perez- Reverte hat eine Figur entworfen die seltsam farblos und oberflächlich ist.
Auf dem hinteren Buchumschlag wird getitelt „Steven Spielberg –plus- Umberto Eco- ist gleich- Arturo Perez-Reverte“. Das kann ich leider überhaupt nicht bestätigen. Dazu fehlt es diesem Spionageroman schlichtweg an Spannungsbögen und Überraschungsmomenten.
Ein wenig affig fand ich, dass der Autor seinen Protagonisten ständig rauchen lässt, auch bei oder während seiner Einsätze. Lorenzo raucht wie ein Schlot und deckt mit der Hand die Zigarettenglut ab (das reicht zur Tarnung aus, er wird nie entdeckt). Mal ehrlich, dann müssten alle Gegenspieler keinen Geruchsinn mehr haben um das einigermaßen logisch zu erklären.
Ich hatte mich auf einen (feurigen) komplexen Spionageroman gefreut. Die Komplexität ist hier nur in einem Punkt gegeben, in der Aufarbeitung sämtlicher politischer Gruppierungen , Gesinnungen und Auseinandersetzungen im spanischen Bürgerkrieg. Mitunter verliert man leicht den Überblick.