In einer Welt von Mördern

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„Der Preis, den man zahlt“ ist ein fesselnder Roman in der Zeit des Spanischen Bürgerkriegs, der dem skrupellosen Überlebenskünstler Lorenzo Falcó auf brutale Weise abverlangt, seinen Auftrag auszuführen und zu überleben. Das ist für seine Auftraggeber nicht ein und dasselbe …

Falcó ist ein Mann mit Vergangenheit: Trotz seiner jungen Jahre (er ist keine Vierzig) hat er bereits in vielen Kriegen gekämpft, Waffen an fast jede europäische Partei verkauft und zahlreiche Menschen um die Ecke gebracht. Er ist kein sympathischer Mensch, sondern Agent einer Spezialeinheit des Servicio Nacional de Información y Operaciones – des faschistischen Geheimdienstes. Seine Extratouren, seine Einzelkämpfermentalität und seine Abneigung gegen Uniformen und Politik kann sich Falcó nur leisten, weil er erstens gut ist und zweitens von seinem Chef väterlich protegiert wird. Dieser Admiral ist die hervorragend gezeichnete Figur eines „gefährlichen Mentors“. Falcós Auftrag führt ihn nach Alicante in die Rote Zone, also den Teil Spaniens, den noch die Kommunisten und ihre Verbündeten halten, wo er den Gründer der Falangisten-Bewegung José Antonio Primo de Rivera aus dem Gefängnis befreien soll.

Hier beginnt der Roman auf atemberaubende Weise in die Schlangengrube des faschistischen Spaniens hinabzusteigen, denn an Falcós Auftrag haben diverse Strömungen auf der franquistischen Seite ihr mörderisches Interesse, ganz zu schweigen von den verbrecherischen Schlapphüten der deutschen und italienischen Geheimdienste und nicht zuletzt der Kommunisten in der Roten Zone selbst, deren internationalen Verbündeten auch nicht von Pappe sind. Wer solche Verbündete hat wie der Admiral und sein getreuer Falcó, muss nicht nur seine Feinde fürchten …

Der Roman ist so brutal wie der Bürgerkrieg und erspart dem Helden nicht das schmutzige Blutvergießen. Der Protagonist hat keine weiße Weste, sondern heult mit den Wölfen in einer Zeit der Wölfe. „Früher oder später (…) ging einfach alles den Bach runter (…). Deshalb war ein dickes graues Fell von Nutzen.“ (S. 173) Mit diesem grauen Fell muss der einsame Wolf Falcó in diesem Hexenkessel beweisen, dass er noch ein bisschen Mensch ist und noch einen Funken Ehre im Leib hat. Und dabei geht es nicht allein um die Frau, die er (vielleicht) liebt, weil sie ihm (womöglich) so ähnlich ist, sondern auch und vor allem um ihn selbst: Ist er bereit, jeden Preis zu bezahlen? Oder gibt es Dinge, deren Wert unbezahlbar ist?

Was Arturo Pérez-Reverte gut kann, sind abenteuerliche Geschichten von Einzelkämpfern. So auch hier: Spannend, fesselnd und cineastisch.