Jeder gegen jeden

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borstelmaus Avatar

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„Die Frau, die sterben sollte…“ So startet der Roman um den Spion Lorenzo Falcó im Jahre 1936. Und so geht es dann auch weiter. Verrat und Morde sind in dieser Zeit des spanischen Bürgerkrieges, der später in den zweiten Weltkrieg übergeht, überall an der Tagesordnung. Etliche Geheimdienste arbeiten gegeneinander und niemand kann irgendwem trauen.
Nachdem Lorenzo einen neuen, sehr undurchsichtigen Auftrag erhalten hat, der sich erst nach und nach in seinem ganzen Ausmaß zeigt, muss er mit drei Mitstreitern zusammenarbeiten, obwohl das gegen seine sonstige Überzeugung ist.
Als Leselektüre für den Strand vielleicht nicht unbedingt das richtige Thema, allerdings las es sich dort in einem Rutsch durch. Manche Szenen gehen an die Schmerzgrenze, natürlich ist Krieg kein Zuckerschlecken, aber im Verhältnis zur Länge des Romans (nur knapp 300 Seiten) hätte etwas mehr Handlung auch nicht geschadet. Noch dazu sind viele wörtliche Reden enthalten, was schnell weg gelesen ist. An sich werden nur wenige Wochen dieser schwierigen Zeit politischer Umbrüche abgehandelt, so gestaltet sich teilweise ein relativ oberflächliches Bild einiger handelnder Figuren.
Falcó und seine Mitstreiterin Eva Rengel scheinen aus dem gleichen Holz geschnitzt, auch wenn sie nicht den gleichen Verschleiß an Partner aufzuweisen scheint wie er. Sobald Falcó eine schöne Frau entdeckt, wird sie für ihn zur Eroberung. Das ist dann auch seine Schwachstelle.
Lorenzo Falcó lässt seine Vergangenheit gern im Dunkeln, daher ist über seine Beweggründe für die Beteiligung an diesem Bürgerkrieg als Spion nur spekulierbar. Vielleicht wird im Rahmen der angekündigten Serie um ihn etwas mehr zu erfahren sein. Diese Vermutung wird auch durch den relativ offen gelassenen Schluss gestützt. Einer Fortsetzung würde ich sicher noch mal die Chance geben.
Welcher Preis hier gezahlt wird, kann ganz unterschiedlich gesehen werden: der eine bezahlt für seine Überzeugung mit dem Leben, der andere zahlt mit der Unsicherheit dieses Lebens, in dem niemanden getraut wird. Oder aber der Preis einer Last, wenn das noch vorhandene Gewissen laut schlägt.
Auf jeden Fall wird ein spannendes, aber trauriges Kapitel in der spanischen Geschichte beschrieben, zu dem ich vorher noch nichts weiter gelesen hatte.